Anfang Dezember mache ich mich schon recht früh am Morgen auf den Weg zu meinem heutigen Startpunkt. So mitten im Winter ist Tageslicht rar gesät und will maximal genutzt werden.

Die U-Bahnlinie 7 bringt mich bis zur Endstation am Rathaus Spandau. Dort nehme ich den Bus bis zum Potsdamer Ortsteil Groß-Glienicke. Von der dortigen Ortsmitte aus trennt mich nur noch ein Viertelstündchen Fußweg von dem kleinen Badestrand vor dem Restaurant Landleben. Das Café-Restaurant mit seiner schönen, großzügigen Terrasse ist virusbedingt verwaist. Doch wer braucht schon eine kulinarische Stärkung, wenn das Morgenlicht fast unwirklich schön über den Sacrower See und die dekorativ vom nächtlichen Frost angehauchten Blätter am Ufer huscht!

Frostige Schönheit

Nachdem ich mich sattgesehen habe – was ein Weilchen dauert -, biege ich nach links auf den Uferweg ein. Dieser führt mich auf leicht hügeligem, durch den Laubfall gut gepolsterten Weg durch einen schönen Mischwald …

Ins Grüne
Verblättert

… und gönnt mir immer wieder großzügige Blicke auf den See.

Nilpferd?
Wildes Durcheinander
Gespalten
Ausgehöhlt

Gefühlt viel zu schnell ist die Ortschaft Sacrow erreicht, wo ich den gleichnamigen See nach einer halben Umrundung verlasse. Dort wartet im direkt am Wasser gelegenen Schlosspark das architektonische Highlight der Tour auf mich: die Heilandskirche. Wegen ihrer ungewöhnlichen Bauweise, ihres südländischen Flairs und nicht zuletzt der sehr fotogenen Premium-Lage direkt am Ufer der Havel gilt sie als wahres Schmuckstück unter den Kirchen. Hier finden nicht nur Gottesdienste und Trauungen statt. Sie ist auch als stimmungsvoller Ort für Konzerte bekannt, beliebt und begehrt.

Schmuckstück
Abgestützt
Glänzende Aussichten
Ummauert

Wären da nicht die frostigen Temperaturen und das Wissen, dass ich an märkischen Ufern stehe, könnte ich glatt glauben, ich sei in Italien. Zu DDR-Zeiten lag die Kirche – von den Behörden der DDR verrammelt – direkt an der deutsch-deutschen Grenze und wurde somit zum Symbol der Teilung Deutschlands. Nach der Wiedervereinigung wurde sie aufwändig saniert und strahlt seitdem in dem Glanz, der ihr zusteht.

Weiter geht’s, immer direkt am Wasser entlang. In der Ferne, sprich auf der anderen Seite der Havel, reihen sich die Sehenswürdigkeiten Potsdams wie Perlen einer Kette aneinander. Die Sonne läuft zu Höchstform auf und lässt mich fast vergessen, dass ich hier und jetzt bei dezenten Minusgraden unterwegs bin. Ein Stückchen weiter geht die Havel nahtlos in den Jungfernsee über.

Der wunderschöne Waldweg führt mich ein ordentliches Stück in kleinen Schleifen am Ufer entlang, …

Der Umsturz
Hürdenlauf
Verzweigt

… bis irgendwann eine scharfe Rechtskurve in Richtung Königswall – eine der ältesten Wehranlagen Europas – kommt. Dort geht es ein kurzes, steiles Stück den Hügel hinauf. Oben angekommen, schlage ich eine – hüstel – alternative Route ein und irre ein wenig in der Botanik herum. Da sich partout kein „ordentlicher“ Weg bergab zurück zum Seeufer finden lässt, fräse ich mich eben querfeldein und „offroad“ über allerlei Hindernisse nach unten.

An der Stelle, an der ich wieder den offiziellen Waldweg betrete, geht der Jungfernsee in den Lehnitzsee über. Kurz darauf muss ich wenige Hundert Meter entlang einer zum Glück nur spärlich befahrenen Straße laufen, bevor ich wieder auf den Uferweg gelange. Zur Belohnung wartet hier der für meinen Geschmack schönste Abschnitt entlang meiner heute wasserlastigen Strecke. Und als wäre das noch nicht genug, liefern mir Zufall und Schicksal als Sahnehäubchen auch noch komplette Einsamkeit. Der ganze See, der ganze Weg exklusiv für die Elke! Genauer gesagt gleich zwei Seen. Denn der Lehnitzsee geht irgendwann buchstäblich fließend in den Krampnitzsee über.

Vom Winde verweht
Herbstlich
Alles meins!

Kurz vor dem kleinen Örtchen Krampnitz biege ich rechts ab. Die letzten geschätzten vier bis fünf Kilometer führen mich durch den Königswald mit seinen imposanten Laubbäumen. Wenig später wundere ich mich über das schon recht spärlich gewordene Tageslicht. Wieso ist es denn so dunkel hier, wo doch das Laub bereits am Boden liegt und nicht mehr hoch oben in den Baumkronen als Sonnenschirm dient? Ein schneller Blick auf die Uhr klärt mich auf: der Nachmittag ist auf dem Weg in den Feierabend, bereit, der Dämmerung Platz zu machen. Nun aber flott! Denn ich habe wenig Lust, in einem mir unbekannten Waldgelände in die Dunkelheit hinein zu laufen, GoogleMaps hin oder her.

Als ich den Wald verlasse und in die Zivilisation zurückkehre, werde ich gleich daran erinnert, welches saisonale Ereignis in den Startblöcken steht. Mei, is scho wieder Weihnachten? Frag mal den Beckenbauer!

Deko-Mania

Nur noch ein paar Hundert Meter, und schon stehe ich bereits an der Bushaltestelle, an der mich der Bus heute morgen ausgespuckt hat. Ich habe Glück und muss nur wenige Minuten warten, bis ich mich im warmen Gefährt zur Abwechslung mal wieder hinsetzen kann. Gut durchlüftet, glücklich und etwas ermattet falle ich während der Fahrt in einen leichten Dämmerzustand. Wie gut, dass ich erst an der Endhaltestelle raus muss! Wieder zuhause in Schöneberg angekommen, werfe ich einen Blick auf die Tagesstatistik. Fast 17 Kilometer. So langsam komme ich in Fahrt 😎. Ich freue mich schon auf die nächste Tour!

15 Gedanken zu “Wednesday Walks: 4 – Vier Seen und ein Königswald

  1. Liebe Elke, wieder eine sehr schöne Wanderung. Wir haben im Sommer einen Spaziergang an der Sacrower Heilandskirche unternommen, du findest darüber auch etwas in meinem Blog. Spaziergang trifft es eher, wir sind danach auf dem Nachhauseweg in den Feldern von Gatow in Hannes Café hängengeblieben und haben einem Konzert gelauscht und super guten Kuchen gegessen. Sehr empfehlenswert, wenn die Gastronomie irgendwann wieder öffnet!
    Liebe Grüße von Susanne

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    1. Ein Stückchen Kuchen in einem netten Café hätte ich auch nicht abgelehnt 😎. Dann muss Hannes Café bis zu meinem nächsten Besuch warten. Der Name ist notiert. Danke für den Tipp! Wegen deines Beitrags zu Sacrow schaue ich gleich mal auf deinem Blog.

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  2. Wie immer wunderschöne Bilder, aber das erste mit dem See und den frostigen Blättern ist grandios. Ich finde Raureif sehr faszinierend auf Fotografien, das sieht man irgendwie sehr selten. Hat was.

    Liebe Grüße
    Kasia

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