Der Alte Sack weiß heute nicht, wie ihm geschieht. Er sieht ein Route 66-Schild und will unbedingt ein Beweisfoto, das ich ihm auch genehmige. Nun hofft er auf weiteren touristischen Mainstream – und wird herbe enttäuscht.
 

 Denn heute ist Natur angesagt, was ihn total anödet. Vergrätzt verzieht er sich in den Rucksack zurück. Direkt im Städtchen beginnen zahlreiche Wanderwege in die sehr attraktive Umgebung. Die Sonne ist mir weiter hold, es sind 18 bis 20 Grad angesagt. Also fix die Wanderschuhe geschnürt und ab ins Gelände! Die nette Dame in der Touri-Info hat mir gestern eine gute Wanderkarte verpasst und mir auf Nachfrage versichert, dass sich Bären hier nur in höheren Regionen aufhalten und nicht so nah an die Stadt rankommen. Ich hoffe, die Bären wissen das auch.

Der Karen Cooper Trail beginnt unweit der City Hall direkt hinter dem Wheeler Park und führt einen Großteil des Weges am  Rio de Flag entlang. Lasst euch von dem Namen nicht täuschen: es ist nur ein kleines Bächlein, das sich aber einen sehr idyllischen Weg geschaffen hat. Der Weg führt raus in den Nordwesten, die Steigungen sind kontinuierlich, aber moderat. Der Weg führt durch den Thorpe Park, den Coconino Park und kurz vor seinem Ende durch den Cheshire Park. Auf dem Weg bieten sich immer wieder schöne Ausblicke auf die San Franzisco Peaks und direkt dahinter den Humphreys Peak, den mit rund 3.800 Metern höchsten Berg Arizonas. 

Nur eine Handvoll Wanderer und ein paar Mountainbiker begegnen mir an diesem Vormittag. Die meiste Zeit habe ich den Weg für mich alleine und genieße die himmlische Ruhe und die wunderschöne Landschaft.

  

 Vereinzelt tauchen immer wieder Häuser auf. Es gibt häßlichere Ecken, in denen man wohnen kann. Ich passe natürlich immer schön auf, dass ich nicht versehentlich Privatgelände betrete. Denn ich kenne die Waffengesetze in Arizona nicht und würde den Tag nur ungern mit einer Kugel im Hintern fortsetzen. Manchen Bäumen sieht man an, dass auch hier trotz immer noch spätsommerlicher Temperaturen der Herbst in den Startlöchern steht.

 

 Immer wieder tauchen diese kurios angeordneten Buffalo Fences (Zäune) auf. Schade nur, dass sich kein Büffel blicken lässt. Bei denen hat sich wohl auch rumgesprochen, dass man zu Elks besser einen gewissen Sicherheitsabstand hält. 

 

 Der Vormittag verrinnt und schon bin ich auch am Ende des Weges angelangt, der nun endlich voll und ganz den Blick auf die Berge frei gibt.

 

 
 Wenig später stehe ich vor dem Museum of Northern Arizona. Wohl wissend, was mich ab Mitte nächster Woche an Kälte, Nässe und Dunkelheit in Berlin erwarten wird, entscheide ich mich jedoch dagegen, mir die sicher beeindruckende Ausstellung anzusehen und treibe mich lieber weiter draußen rum. Sonne tanken lautet das Motto. 

 

Da ich den Weg runter in die Stadt teilweise mit dem Bus zurücklegen will und kein passendes Kleingeld habe – in den USA muss man im Bus immer genau passend zahlen, die Fahrer geben kein Wechselgeld -, bitte ich den netten älteren Herrn an der Kasse des Museums, mir meinen Schein zu „verkleinern“. Als er hört, dass ich den ganzen Weg hochgelaufen bin und nun mit dem Bus runterfahren will und nicht umgekehrt, muss er erst mal herzlich lachen. Diese Touris, einfach bekloppt :-).

 Zurück runter in die Stadt. Puh, nun schlägt aber der Hunger zu. Mein recht spätes Mittagessen nehme ich wieder im „Whyld Ass“ zu mir. Den Laden kennt ihr ja schon von gestern. Wie gewohnt kochen sie sehr gut für mich. Wer weiß, ob und wann ich hier in den USA noch mal so ein hochwertiges und leckeres Essen serviert bekomme. 

 Auf dem Rückweg zum Hotel komme ich wieder an den schönen Bänken am Heritage Square vorbei. Eine davon zierte gestern das Titelbild. Der Alte Sack realisiert, dass wir wieder im Städtchen sind und fordert sein Recht. Völlig außer Rand und Band tobt er sich auf der Bank aus. Gut, dass uns keiner zusieht …

 

 Kurz vor meinem Hotel fällt mir auf, dass ich euch gestern belogen habe. An den vielen Ausfallstraßen reiht sich nicht nur Motel an Tankstelle an Fast Food Restaurant. Zumindest eine wohltuende Abwechslung bietet sich in dem Straßeneinerlei, die ich euch keineswegs vorenthalten will.

 

 Es ist Nachmittag, die Sonne lockt mich wieder an den Pool. Zuvor jedoch kühle ich noch mein eben in der Downtown erstandenes Bierchen für heute Abend. Man beachte Namen und Design!

 

 Ist der Abend doch glatt gerettet …

Zwei schön entspannende Tage in Flagstaff liegen nun hinter mir. Morgen jedoch weht wieder ein anderer Wind, denn es steht mir ein langer Tag bevor, der am Abend mit der Weiterreise enden wird. Freue mich schon drauf! Es wird vermutlich so sein, dass ihr auf meinen nächsten Beitrag ein, zwei Tage warten müsst. Könnt ihr euch in der Zwischenzeit endlich mal anderen Dingen im Leben widmen :-).

 

18 Gedanken zu “Tag 24 – Flagstaff: Auf Wanderschaft

  1. Sehr schöner Wanderweg. Ich bin ja erstens nicht wirklich ein Fan vom Wandern, sondern zweitens auch noch ein Schisser. Allein in der Wildnis…da habe ich zu viele Horrorfilme gesehen. Aber schön, dass du das machst und uns teilhaben lässt.😊

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  2. Also, ich weiß es nicht, Elke. Alle so lange auf den nächsten Beitrag warten lassen? Was lese ich denn morgen früh zur Kaffeezeit?! Du musst an Deine Leserschaft denken! 😉 …gute Weiterreise!

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  3. Das geht ja gar nicht: erst am Nachmittag den alten Sack flachgelegt wie ein Käfer auf dem Rücken, dann ein Kölsch geschmuggelt und uns dann mehrere Tage ohne Nachricht lassen. Wohl zu viel Sonne aufs Hirn bekommen 🙂 Shame on u!!
    Komm Du mal wieder nach Hause 🙂

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  4. Eine richtig schöne Herbstwanderung, mmh, meine Lieblingsjahreszeit, supi, da darf man sich auch mit Kölsch belohnen.Obwohl die Dose ehr süße Brause vermuten lässt, stünde net Kölsch druf !Gute Reise🙏🏻

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    1. Es war tatsächlich etwas zu viel süßer Malzgeschmack drin. Hier ist halt nix mit deutschem Reinheitsgebot. Dass das Namensplagiat noch keine juristischen Konsequenzen hatte, wundert mich ja auch 😀.

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  5. Danke Elk wie schön und abwechslungsreich Du uns Williams und Flagstaff bild- und sprachlich vorgestellt hast. Aber ich wette mit Dir, dass Du nachts immer noch vom Canyon traumst. Leider hatten wir im Sommer keine Zeit uns diese Orte näher an zu sehen. Wir sind vom Canyon aus an Williams und Needles vorbei teilweise der alten Route 66 entlang zum nächsten NP nach Joshua Tree durch die Mojave Wüste über Vidal Junction weiter gefahren. Auch erlebenswert. Geniesse weiterhin den Indian Summer. Bin gespannt auf Deine Erlebnisse in LA. Und noch ein Tipp: gib Deinen „Sack“ auch mal was Alki…..und verstecke ihn nicht immer in Deinen Sack…..

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    1. Immer gerne, Chantal. Ihr habt da aber auch eine tolle Route gewählt. Das Dilemma ist halt: man kann nicht alles haben. Müssen wir eben noch mal hin! Hm, ich glaube, wenn ich dem Alten Sack was vom Alkohol abgebe, gerät der völlig außer Kontrolle. Ist jetzt ja schon kaum zu bändigen. Genau aus dem Grund muss er auch einen Teil des Tages im dunklen Rucksack verbringen 😀.

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  6. Hab jetzt erst Deinen Bericht über Tag 24 gelesen (dessen Krönung für mich der Halbsatz „…und würde den Tag nur ungern mit einer Kugel im Hintern fortsetzen“ ist). Durch mein relativ spätes Lesen ist die Pause bis zum nächsten Beitrag kürzer. 😉

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