Schwülwarme Luft umgibt mich nach dem Frühstück auf meinem Weg zur archäologischen Ausgrabungsstätte Cañada de Los Gatos in der Nähe meines Hotels. Es geht etwas bergauf, doch der Weg ist nicht weit. Er führt Richtung Ortsmitte und bietet einen guten Überblick über den Ort und den Hafen. Um diese frühe Zeit – es ist erst kurz nach 9 Uhr – bin ich hier ganz alleine auf weiter Flur.

Im Überblick

Zurück im Hotel, kümmere ich mich den Rest des Vormittags um mein Blog. Ich habe auch mein Laptop dabei, denn es war von Anfang an geplant, dass ich diese Reise auch für das Verfassen von Blogartikeln nutzen möchte. Denn nirgends schreibt es sich schöner als draußen auf einem Balkon oder einer Terrasse bei sommerlichen Temperaturen.

Nun bearbeite ich Fotos für den nächsten Beitrag über unsere Madridreise im vergangenen Oktober und mache mir ein paar Notizen zu den beiden vergangenen Tagen auf Gran Canaria. Nach getaner „Arbeit“ stürze ich mich in den Pool. Herrlich!

Am frühen Nachmittag steige ich in den nächsten Bus nach Maspalomas. Jetzt komme ich zum allerersten Mal auf dieser Reise in die Situation, nicht mit Kreditkarte zahlen zu können. Nein, nicht wegen technischer Paranoia. Ich bin ja in Spanien, und nicht in Deutschland 🤣. Vielmehr ist das Lesegerät im Bus kaputt. Nun denn, ein paar Euros habe ich ja immer dabei.

Ankunft in Maspalomas, dem Epizentrum des Massentourismus auf Gran Canaria. Hier weht ein angenehmer Wind, doch ansonsten entpuppt sich der Ort erwartungsgemäß als hässliches Entlein und als wenig einladend. Gerne hätte ich auch hier meine Vorurteile revidiert. Doch Maspalomas macht es mir schwer bis unmöglich.

Lieblos hingeklotzte Hotelbunker kleben aneinander wie die Fliegen auf der Windschutzscheibe. Dazwischen unspektakuläre Gastronomie und diverse Shoppingangebote. Es kommt mir so vor, als habe man die Hochhaussilos in Berlin-Marzahn um ein paar Stockwerke gestutzt und sie ans Meer verfrachtet. Verzeiht mir, dass ich euch Beweisfotos schuldig bleibe. Ich habe vor lauter Begeisterung glatt vergessen, welche zu machen.

Von der Bushaltestelle aus laufe ich mehrere hundert Meter geradeaus Richtung Küste. Die Zufahrtstraße endet am Riu Hotel, das man durch einen offenen Durchgang passieren kann. Und schon stehe ich vor dem Aussichtspunkt, der nicht mit guten Ausblicken auf die Dünen geizt.

Die Landschaft sieht sehr schön aus. Doch beim Vergleich mit der Rub al Khali im Oman – Verpasst? dann schau hier! – zieht sie natürlich den Kürzeren. Hier offenbart sich wieder einmal das Dilemma von Vielgereisten. Man kann sich noch so sehr vornehmen, nicht zu vergleichen. Und doch tut man es ganz automatisch. Aber auch objektiv betrachtet geht kein Weg an der Erkenntnis vorbei, dass es einen gewaltigen Unterschied macht, ob man in der grandiosen Stille einer Wüste wandert, in der nur eine Handvoll Menschen und ein paar Kamele ihre Spuren hinterlassen haben, oder ob an einem Ort mit vielen Touristen vor lauter Spuren kaum noch unberührte Dünenlandschaft bleibt.

Doch ich will die Dünen von Maspalomas nicht schlechtreden und genieße den Anblick im Hier und Jetzt von der Promenade und später von mittendrin aus, gefolgt von einer Fotosession am späten Nachmittag, wenn das Licht sanft wird und die Dünen in goldenen Glanz taucht. Aber eines nach dem anderen!

Am frühen Nachmittag ist noch nicht so viel los auf der Promenade, die sich bis nach Playa del Inglés zieht. Doch es sind schon genügend Instagramer unterwegs, um die Dünen ordentlich zu bevölkern. Die formale Situation ist jedoch uneindeutig. Von der Promenade aus ist die Dünenlandschaft offiziell nicht zu betreten. Die Absperrungen und Hinweisschilder sind da eindeutig. Doch wer sich vom Meer aus nähert, dem stehen alle Wege offen.

Dies aus Gesprächen mit mehreren Passanten wissend, setze ich mich – Asche auf mein Haupt! – wie die Instagramer an dieser Stelle über die Verbotsschilder hinweg und betrete die Dünenlandschaft. „Ist ja eh schon alles zertrampelt!“ murmelt mir meine dunkle Seite ins Ohr. Doch das schlechte Gewissen bleibt.

Es ist heiß, die Sonne brennt mir gnadenlos aufs Hirn, das Laufen in den Dünen ist schön, aber auch anstrengend. Ich durchquere sie einmal der Breite nach bis hinunter zum Strand und gelange zu der Erkenntnis: die tollen Fotos, die ich auf den einschlägigen Fotoportalen von diesem Spot gesehen habe, sind eindeutig mit einer Drohne gemacht worden. Ich war oben auf den Kämmen, unten in den Tälern. Doch der Höhenunterschied ist einfach nicht groß genug, um richtig tolle Perspektiven zu bekommen. Der Anblick ist immer zu „flach“. Egal. Schön ist es trotzdem. Und die Formen sind unglaublich vielfältig!

Sanfte Hügel

Je näher das Meer rückt, desto mehr komplett nackte Haut blitzt in den Dünen auf. Hier ist unübersehbar das Mekka der FKKler. Möge jeder nach seiner Façon selig werden. Mit dem Motto machte schon Friedrich II. gute Erfahrungen.

Am Strand angelangt, genehmige ich mir erst mal einen Drink an der Strandbar. Das ist jetzt überfällig!

Kühles Nass

Nun kann es weitergehen. Der Strand vor den Dünen von Maspalomas ist kilometerlang und geht in östlicher Richtung nahtlos in die Playa del Inglés über. Menschenmassen laufen am Strand entlang, Menschenmassen liegen am Strand. Schwupps kommt bei mir ein Feeling wie beim Spaziergang am Kudamm auf! Aber natürlich machen hier Strand und Meer den positiven Unterschied.

Bald nähere ich mich den ersten Häusern an der Playa del Inglés. Da ich später noch was vorhabe und mich mittlerweile ein mittelschwerer Hunger plagt (das mickrige Chips-Angebot der Strandbar habe ich verschmäht), beende ich hier meinen Strandspaziergang und biege gen Zivilisation ab.

Was die Atmosphäre und das gastronomische Angebot betrifft, war das sicher nicht die beste Entscheidung. Doch das ist mir egal, und es gehört nun mal dazu. Das Publikum hier scheint es jedenfalls nicht zu stören. Und notfalls kann man es sich auch schön trinken 😁. Das soll jetzt nicht überheblich klingen. Aber die Szenerie wirkt schon etwas trostlos und heruntergekommen.

Etwa 100 Meter landeinwärts erspähe ich das Hard Rock Café. Es ist auch etwas angeschmuddelt, das Futter jedoch berechenbar. In der Gegend, in der ich gerade bin, geht das schon fast als gehobene Gastronomie durch, vermute ich. Egal, wenig später bin ich satt. Und darum ging es ja hauptsächlich. Ich werfe noch einen letzten Blick auf die Szene unterhalb der Restaurantterrasse und bemerke, dass es mit etwas Distanz gleich schon ein wenig besser aussieht.

Von oben herab

Ein Blick auf die Uhr drängt mich zum Aufbruch. Es ist kurz vor 17 Uhr. Jetzt wird das Licht gut! Die Zeit bis zur in diesen Breitengraden sehr kurzen Dämmerung gilt es zu nutzen. Das tut der Rest der Welt natürlich auch. Aber dank Zoomobjektiv kann ich hier und da den Eindruck erwecken, ich sei hier ganz alleine unterwegs gewesen. Bereit für eine Runde Sandkasten? Na dann los!

Der Sandkasten

Hach, im Abendlicht geben die Dünen alles! Das war ein richtig schöner Abschluss meines Besuchs hier in Maspalomas. Und nun zurück zur Bushaltestelle. Auf dem Weg dorthin schaffe ich dann doch noch zwei schnelle Handyfotos, denn was ich hier sehe, kann ich einfach nicht auslassen. Das ist so schräg, dass ich es schon wieder gut finde!

Als ich im Bus zurück nach Puerto de Morgán sitze, schlägt die Dämmerung zu. Schon bald ist es dunkel. Im Hotel springe ich flott unter die Dusche. Ich bin dreckig wie ein Schwein. Gefühlt klebt eine ganze Düne an meinem üppig mit Sonnenmilch begossenen Astralkörper. Ich beeile mich und schaffe es gerade noch pünktlich zum Fußball.

Deutschland tritt gegen die Türkei an. Und während sich die Urlauber in Maspalomas und Playa del Inglés ihre Urlaubsorte schöntrinken, tue ich das gleich in Bezug auf das Spiel, das peinlich mit 2:3 verloren geht. Doch das spielt für mich nur eine untergeordnete Rolle. Denn ich hatte einen schönen Tag. Und nur das zählt 😎.

Geradelt

8 Gedanken zu “Gran Canaria – Versandet

  1. Na huh, liebe Elke, höre ich in deinem Beitrag bezüglich der Schönheit Maspalomas ein wenig Ironie heraus? 😉 Ich kann mir vorstellen, wie überfüllt und nichtssagend der Ort ist. Die Dünen hast du wunderbar in Szene gesetzt. Vermutlich ist das Areal zu klein, um sich voll und ganz von den Menschen abzuseilen.

    Hm, ich habe beim Lesen deines Beitrags überlegt, ob ich beim Reisen vergleiche? Eher nicht, weil ich gerade diesen Ort so sehen will, wie er ist. Ohne die Erwartung, etwas Bestimmtes zu sehen. Das geht umso besser, je weniger bekannt so ein Ziel ist. Bei den ganz berühmten Destinationen hat man Vorstellungen und Erwartungen, das bleibt nicht aus. Ich glaube, ich könnte nie unvoreingenommen nach NY reisen oder LA. Doch manchmal ist es anders, als man im Vorfeld dachte 😉 Je mehr man reist, umso weniger Begeisterungsstürme verursachen einem manche Anblicke. Ich weiß noch, wie ich das erste Mal am Strand lag, es war der Ballermann auf Malle und ich dachte mir nur: „Meer… Strand… wie herrlich..“ Eine Bekannte erzählte was von „Massen- und Pauschaltourismus“, konnte ich gar nicht verstehen *lach*

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    1. @Maspalomas: Das hast du gut herausgehört, liebe Kasia 😁. @Dünen: danke! Das Lob freut mich natürlich. Ja, das Areal ist in der Tat recht überschaubar. Da gibt es keinen Quadratmeter, den man abseits der Massen ganz für sich hätte.

      Ja, deine Beschreibung trifft den Kern besser. Die Begeisterungsstürme bleiben öfter aus, je mehr man gereist ist und wieviel man gesehen hat. Ich hatte ja an Maspalomas selbst absolut keine Erwartungen, hatte mich aber auf die Dünen gefreut. Sie sind schon schön, doch für einen klitzekleinen Moment dachte ich dann schon an die Wüste im Oman. Und schon blieb das Entzücken aus 🤷🏽‍♀️. Ja, und dein Ballermann-Erlebnis ist auch ein gutes Beispiel dafür.

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  2. Die Dünen sind das Highlight in Maspalomas, obwohl ich Leute kenne, die in 2 Wochen kein einziges Mal dort waren.

    Die Cita mit den Comicfiguren ist auch ein Highlight, aber im negativen Sinn. Das ist ein „Deutsche-Rentner-Zombie-Biotop“ wie es schlimmer nicht vorstellbar ist. Vielleicht berichte ich mal von dort.

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    1. Krass! Man muss sich ja schon richtig Mühe geben, NICHT an dieser Dünenlandschaft vorbeizukommen 🤣. Und ja, die Cita ist ein wahr gewordener Alptraum. Ich warte nun sehnsüchtig auf deinen Bericht darüber. Her damit!

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