13. November 2023
Heute zieht es mich in den Nordwesten der Insel. Der Bus bringt mich bequem nach Puerto de las Nieves. Ein Schneehafen? Der Name des zum Örtchen Agaete gehörenden Küstenortes könnte irritierender kaum sein. Denn nur wenig erscheint mir unpassender als Schnee auf dieser von Sonne und Wärme so derart verwöhnten Kanareninsel.
An dieser Stelle passt ein Wettervergleich wie die berühmte Faust aufs Auge. Zufrieden stellte ich heute morgen kurz vor dem Frühstück (nicht zum ersten Mal) fest, dass ich einen hervorragenden Tausch gemacht habe.


Puerto de las Nieves präsentiert sich mir als idyllisches und ruhiges Fleckchen Erde, das mit einer großartigen Lage am Meer gesegnet ist. An diesem Morgen ist hier auch erfreulich wenig los. An der Meerespromenade angekommen, wende ich mich zuerst nach rechts und schlendere gen Norden, immer grandiose Ausblicke vor Augen.



Dabei passiere ich auch einen großzügig gestalteten Naturpool, in dem sich schon einige Badelustige tummeln. An anderen Stellen dieser Küste wird es wohl schwierig bis unmöglich mit dem Schwimmen. Die Gegend ist felsig, die Brandung sehr stark. Später im Ort werde ich dann doch noch einen kleinen, schwarzen, steinigen Strand entdecken. Wer aber seinen Schwerpunkt auf Badeurlaub legt, ist hier, im äußersten Nordwesten Gran Canarias, falsch.

Das nördliche Ende der Promenade mündet in einen sich schlangenförmig nach oben windenden, asphaltierten Weg. Oben angekommen, wird die Aussicht nicht eben schlechter.

Auf dem Weg zurück ans Wasser überrascht es mich, ganz unvermittelt auf eine etwa 60 Zentimeter lange Echse zu treffen. Wer mich und meine Vorliebe für Reptilien kennt, weiß: jetzt schlägt mein Herz höher! Das hübsche Tierchen ist so fokussiert auf das saftige, leckere Grünzeug, das jemand hier hingeworfen hat, dass es sich von mir nicht weiter stören lässt. Später sonnt sich die Echse mit prall gefülltem Magen dekorativ in der Sonne.


Und weil es so faszinierend war, ihr beim Schmausen zuzusehen, will ich euch dieses Erlebnis nicht vorenthalten.
Na, wenn DAS mal keine beglückende Begegnung war ♥️!
Nun laufe ich die Promenade gen Süden entlang und gelange schon bald zum Hafen. Von hier aus legen die Fähren nach Teneriffa ab.

Und von hier aus bietet sich auch eine grandiose Aussicht auf die wilde Nordwestküste Gran Canarias, die wegen des hier doch recht rauen Seegangs von den Betreibern der kleinen Ausflugsboote, die entlang der Südküste der Insel zuhauf fahren, gemieden wird. Diesen Umstand in weiser Voraussicht erahnend, nutze ich hier und jetzt die Gelegenheit, trotz des morgendlichen Gegenlichts einmal auf den Auslöser zu drücken. Die bizarre Schönheit ist dennoch erkennbar, so hoffe ich.

Jetzt ist das kleine, beschauliche Dörfchen dran. Es besteht im Wesentlichen aus der Hafenpromenade, wo sich ein paar Restaurants tummeln. Aber auch die zweite Reihe, in der sich auch die kleine Kirche befindet, kann sich sehen lassen. Es ist richtig schön hier! Und so vergeht die Zeit wie im Nu.







Nach einem Mittagessen mit Meerblick und Einblick in originelle Speisekarten (mein Favorit ist Nummer 13!) …

… nehme ich am Nachmittag den Bus nach Arucas. Das im nördlichen Landesinneren gelegene Örtchen war dank seines Wasserreichtums von jeher ein florierendes Landwirtschaftszentrum. Der damit einhergehende Wohlstand zeigt sich bis heute in der wunderschön herausgeputzten und weitgehend verkehrsberuhigten Altstadt, die von einem schönen Stadtpark flankiert wird.






Der unumstrittene Star der Stadt ist die Kirche Iglesia de San Juan Bautista. Schaut euch einmal die filigranen, verspielten Türmchen, Figürchen und Fensterumrahmungen etwas genauer an. Na? Klingelt da was? Nein? Nun, der Architekt, ein gewisser Vega y March, kam zufällig aus Barcelona. Und so ist es auch kein Wunder, dass seine Kirche in Arucas stark an die katalanische Gotik angelehnt ist.



Zu guter Letzt noch ein wichtiger Hinweis für die Freunde des einschlägig verarbeiteten Zuckerrohrs: die Rumdestille von Arucas ist Europas größte Produzentin des hochprozentigen Tropfens.
Am späten Nachmittag geht’s per Bus zurück nach Las Palmas. Im Hotel angekommen, lasse ich den heutigen, recht beschaulichen Tag wohlwollend gedanklich Revue passieren. Schön war’s!
Sehr schöne Gegend und idyllische Dörfer mit interessanten Kirchen. Und dann noch ein bisschen Galapagosfeeling! Was könnte sich wohl hinter den „Altkleidern“ verbergen, „Arme Ritter“ auf Spanisch?
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Ja, der Norden der Insel bietet tolle Landschaften und richtig schöne Örtchen. Hat mir sehr gut gefallen! Hinter dem Gericht „Ropa vieja“ (Spanisch für Altkleider) verbirgt sich ein klassisches Resteessen, daher der Name. Hier exemplarisch ein Rezept: https://villagrancanaria.com/de/erlebnisse/ropa-vieja-canaria-rezept-eintopf/
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spritzig und aufgebäumt sind mal wieder klasse Fotos. Ich mag diese Art der Bild sehr.
Was ich auch sofort wieder erkannt habe, sind die Farben blau – weiß an diversen Gebäude.
Das erinnert mich sofort an Santorini !!
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Ja, stimmt, Blau und Weiß verbindet man eher mit Griechenland als mit Spanien.
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Santorini ist das beste Beispiel dafür
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Ich habe gerüchteweise gehört, dass man seine Badeschlappen in der größten Not verspeisen kann, oder Besen fressen, aber Altkleider? Haben die denn geschmeckt?😇
Für eine Kirche ist das Ding in Arucas wirklich beeindruckend. Da könnte auch gut und gerne Kathedrale draufstehen und niemand würde sich wundern.
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@Badeschlappen und Altkleider: ich habe mich nicht herangetraut , aber sie wären sicher köstlich gewesen 😅. @Kathedrale: stimmt, da betreiben die echt ein wenig Understatement mit der bescheidenen Benennung als Kirche.
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Hübsch hübsch da, aber vor diesem Mini-Dino hätte ich doch schon etwas Respekt gehabt. Die sind ja nicht nur vegan unterwegs … 😉
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Richtig, da ist definitiv Vorsicht geboten 😁.
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