16. Februar 2023
Ich beginne den Tag mit einem gemächlichen Strandspaziergang an der Playa del Reducto direkt vor meiner Haustür. Und dann bin ich reif für meinen rituellen Morgenkaffee.
Gestern hat mir ein Schild verraten, dass es auf der der Bucht von Arrecife zugewandten Felseninsel Islote Fermina auch ein Café gibt. Und da das winzige Inselchen ebenfalls fast direkt vor meinem Hotel liegt und begehbar, weil mit dem Festland verbunden, ist, will ich dort doch gleich mal die Versorgungslage checken.
Die kleine Insel stellt sich als ein wahres Schmuckstück heraus. Doch weil ich außer einer Dosis Koffein gerade nichts weiter im Sinn hatte, blieb die Kamera im Hotel. Fotos und dazu passende Infos gibt es deshalb erst in einem der nächsten Berichte. Nun sitze ich in dem reizenden, kleinen Café, gönne mir einen leckeren Café con leche, recke mein Bleichgesicht der Sonne entgegen und genieße das Leben. Schon jetzt ahne ich: das hier wird mein Stammcafé, solange ich auf Lanzarote verweile.
Später drehe ich noch eine kurze Runde durch Arrecife. Dabei stelle ich zum wiederholten Male fest, dass Touristen aus England hier eindeutig am stärksten vertreten sind. Es geht angenehm lebhaft zu, doch von Hektik keine Spur. Im Süden findet das Leben draußen statt. Und genau das liebe ich so sehr!
Zurück ins Hotel. Ich mache es mir auf meinem Balkon gemütlich und bearbeite Fotos für den nächsten Blogbeitrag zu Helsinki. Ja, ihr habt richtig gelesen! Meine Berichte hängen den jeweiligen Reisen ja immer noch etwas hinterher. Und meine Zeit auf Lanzarote will ich auch dazu nutzen, den Rückstand etwas zu verkürzen. Urlaub war gestern. Heute ist workation 😎. In warmen, südlichen Gefilden draußen sitzend bearbeitet und schreibt es sich doch gleich deutlich beschwingter.
Am frühen Nachmittag gehen kurze Schauer nieder. Doch als ich kurz nach 14 Uhr wieder aufbreche, ist die Dusche abgestellt. Ich laufe zum Busbahnhof, erstehe dort eine aufladbare Fahrkarte und buche für den Anfang 20 EUR drauf. Ich bin gespannt, wie lange das Budget reichen wird, bevor ich nachladen muss.
Der nächste Bus bringt mich ins nahegelegene Tahiche. An der Kreuzung, an der ich aussteige, fällt mir gleich ein Kunstwerk ins Auge. Und hier ist die Kurzfassung der Geschichte dazu. Sie erzählt vom tragischen Ende César Manriques, der mit seiner Kunst, seinem Gestaltungswillen und seiner Schaffenskraft Lanzarote prägte wie kein Zweiter.
Wir schreiben das Jahr 1992, der Welttag des Tourismus steht kurz bevor. Manrique hat noch letzte Arbeiten in seinem Haus in Tahiche erledigt und ist nun auf dem Weg zu seinem Wohnhaus in Hária. Die Kreuzung, an der ich gerade stehe, und die er täglich passieren musste, hat er gehasst wie die Pest. Er wurde nicht müde, dafür zu kämpfen, dass hier ein Kreisverkehr entsteht, der die Verkehrsströme sicherer machen würde.
Die Augen des damals 73-Jährigen waren nicht mehr die besten, mag sein, dass er an diesem Tag auch etwas unkonzentriert am Steuer saß. Jedenfalls fuhr er in die Kreuzung hinein und wurde in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt. Der Unfallgegner hatte Vorfahrt und trug keinerlei Schuld daran, dass Manriques Leben hier und jetzt endete.
Ein großes Windspiel, eines seiner Werke, erinnert heute in unmittelbarer Nähe des Unfallortes an den Mann, der so viel für die Insel getan hat. Muss ich es noch erwähnen? Sein Wunsch wurde Wirklichkeit. Heute ziert diesen Verkehrsknotenpunkt ein großer Kreisverkehr.

Ich überquere die Straße und nähere mich meinem Ziel. Ihr könnt es euch sicher schon denken. Ich will mir die Fundación César Manrique anschauen. Auf der kurzen Strecke läuft mir gleich ein weiteres Werk des Meisters über den Weg. Dank der kurzen Regenschauer heute habe ich gleich doppelt was davon.

Und dann hinein mit mir in die gute Stube! Hier wurde bis ins kleinste Detail auf künstlerische Aspekte geachtet. Das beginnt beim Außenbereich und zieht sich durch bis zu den sanitären Anlagen.



Bevor ich euch eine Führung durchs Haus anbiete, gibt es erst noch ein paar kurze und knackige Infos. Die Hausanlage, die heute die Stiftung César Manrique beheimatet, wurde von dem Künster selbst geschaffen. Er lebte hier, bis er 1988, vier Jahre vor seinem Tod, in den Norden der Insel zog. Er erbaute es 1968 mitten hinein in einen Lavastrom, der durch mehrere Ausbrüche im 18. Jahrhundert entstand.
Das Haus wurde konsequent im traditionellen Stil der Insel gebaut. Sein Untergeschoss befindet sich vollständig im Basalttunnel. Die fünf Vulkanblasen, die sich dort befinden, wurden allesamt als Wohn- und Aufenthaltsräume genutzt. Das Erdgeschoss des Hauses ist mit großen Fenstern zu den Lavazungen hin ausgerichtet. Auf geradezu geniale Art und Weise hat Manrique hier die Natur mit dem Inneren des Gebäudes verbunden und auch von außen die Architektur mit der Natur verschmelzen lassen.
Mein Rundgang beginnt im lichtdurchfluteten Erdgeschoss samt seiner Außenanlagen.



Von drinnen bieten sich großartige Aussichten auf die Natur, die das Haus umgibt. Und in diesem Moment komme ich dank der zwischenzeitlichen kurzen Landregenschauer sogar in den Genuss eines formidablen Regenbogens direkt über einem Vulkankegel.


Richtig spannend wird es aber in der Unterwelt. Nehmt das! Ohne Worte, denn die Fotos sprechen für sich selbst.





Selbstverständlich wird auch das Untergeschoss durch großzügige Außenanlagen bereichert. Das hat offensichtlich nicht nur dem Meister, sondern auch seinen zahlreichen Gästen gefallen.



Geschlagene zweieinhalb Stunden wandele ich durch Manriques ehemaliges Zuhause. Und ich komme nicht umhin, zu gestehen, dass ich, hätte ich zu seiner Zeit hier auf Lanzarote gelebt, mich nur zu gerne in seinem Dunstkreis aufgehalten hätte. Es braucht wohl nur wenig Fantasie, um sich vorzustellen, dass die zahlreichen gesellschaftlichen Events, die hier stattgefunden haben, der Hammer waren. Da wäre wohl auch ich zum Partygirl mutiert.
Ja, die Wohnanlage hier ist ein Wahnsinn. Da mag ich gerne darüber hinweg sehen, dass die unverändert gelassene Einrichtung unverkennbar den Geschmack und Zeitgeist der 1970er Jahre widerspiegelt.
Als ich wieder draußen bin, nehme ich mir die Zeit, mir die Natur außerhalb der Stiftung noch etwas anzusehen. Findet ihr nicht auch, dass auch sie im Zusammenspiel mit der behutsam eingefügten Architektur wie ein Kunstwerk wirkt?


Am frühen Abend nehme ich den nächsten Bus zurück nach Arrecife. Das Busnetz hier auf der Insel ist wirklich sehr gut ausgebaut, wie ich bereits feststellen konnte.
Der Rest des Tages ist schnell erzählt. Ich sitze auf meinem Balkon und lese nach diesem schönen, entspannten Tag mit überschaubarem Programm. Wer will es mir verdenken bei dieser Aussicht?

Das ist wirklich der Hammer, danke für den so schönen und interessanten Bericht.
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Immer gerne, lieber anonymer Schreiber. Darf ich fragen, mit wem ich es zu tun habe 😎?
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Schön🙂
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Danke!
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das finde ich auch!!! Wer hätte gedacht, das Lanzarote so bezaubernd sein kann! Elke, wieder ein wunderbarer Bericht.
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Danke!
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Vor vielen Jahren war ich schon dort und nichts hat sich verändert. Lanzerote ist ein Juwel und deine Fotos spiegeln die Schönheit der Insel
LG Andrea
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Danke, Andrea. Ja, die Insel ist wirklich was Besonderes. Vielleicht verschlägt es dich eines Tages ja mal wieder dahin.
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Bestimmt reise ich noch mal hin 😊
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Beeindruckend! … so eine schöne Insel mit so einer interessanten Architektur und Kunst (menschengemacht und naturgemacht), wohin man schaut. Danke fürs Mitnehmen!
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Immer gerne 😎. Ja, die Insel ist echt ein Traum!
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schöner Beitrag und ich habe mal wo gelesen dass er dafür gesorgt hat , dass kein Hotel höher als 4 Stockwerke gebaut wird. Man wollte damit den Betonburgen entgegen treten !
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Danke! Ja, das ist richtig. Kein Gebäude sollte höher sein als eine Palme. Ein paar Ausnahmen haben sich mittlerweile da drumherum gemogelt und werden toleriert. Wenn sie denn schon mal stehen, bevor einer rechtzeitig eingreift… Aber im Großen und Ganzen ist Lanzarote wirklich frei von Bettenburgen, was selbst die klassischen Zentren des Massentourismus deutlich besser aussehen lässt als anderswo.
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ich finde das auch dass diese Hotelburgen nicht in diese Landschaft passen
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Wohngelegenheit mit Aussicht, sehr schön!
Das ehemalige Haus von Manrique sieht künstlerisch und entspannt aus. Konnte man in den Sitzgelegenheiten auch chillen? Vermutlich hätte es mir gefallen. Lanzarote hat so viel zu bieten, da kann man nicht alles mitnehmen in so kurzer Zeit.
Über Helsinki schreiben, während man auf Lanzarote verweilt. Welch ein Kontrast, das könnte ich nicht. Wenn ich auf einer Reise bin, dann müssen Berichte zu anderen Reisen pausieren, ich bin da zu sehr mit dem Hier und Jetzt beschäftigt. Machst du dir Notizen, wenn du unterwegs bist? Lg
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Das Haus hat mich wirklich sehr beeindruckt. Ich wäre da sofort eingezogen, wenn man mich gelassen hätte 😅. Auf den Sitzgelegenheiten darf man leider nicht herumlümmeln. Liessen sie es zu, gäbe es wohl jeden Abend Stress, um die Leute zum Aufbruch zu bringen. Man kennt ja diese Sorte Partygäste, die, haben sie es sich erst mal gemütlich gemacht, selbst dann nicht gehen, wenn der Gastgeber schon längst im Tiefschlaf liegt 😎. Ja, stimmt, man kann nicht alles mitnehmen, wenn man für eine begrenzte Zeit auf der Insel weilt. Fürs nächste Mal muss ja auch noch was übrig bleiben. Ich habe es genauso gehandhabt.
@Helsinki auf Lanzarote: ich hatte es mir halt fest vorgenommen, weil ich da noch immer so krass mit meinen Berichten hinterher hinkte. Und wie gesagt, fällt mir das Verfassen der Beiträge draußen unter südlicher Sonne leichter als zuhause. Ich hatte ja 14 Tage Zeit und keine festen Pläne. Das hat da ganz gut reingepasst, ohne dass es mich von der Insel abgelenkt hätte. Ich war ja auch solo da, und da ist man ja noch etwas freier, flexibler und weniger abgelenkt. Ja, ich mache mir immer am gleichen oder spätestens am nächsten Tag Notizen. Ansonsten würde ich im Nachhinein wohl keinen einzigen vernünftigen Bericht hinkriegen. Auf Reisen passiert ja meist so viel, dass der nächste Tag schon wieder die Kapazitäten des Vortags überlagert.
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Partygäste: ja, das kenne ich. Ähm, nicht von mir natürlich…
Berichte: bei mir muss der Tag und das Erlebte immer ein wenig sacken, sonst bin ich zu sehr mit Details beschäftigt. Aber ja, die Notizen müssen sein. Notfalls bekomme ich noch alles mit Hilfe von Bildern rekonstruiert, aber das ist schon wieder schwieriger. Unser Gedächtnis ist nicht so gut, wie wir glauben… 😉
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Nee, wir beiden sind ja natürlich so höflich und verlassen rechtzeitig jede Party, bevor der Gastgeber das Bewusstsein verliert 😇. @Berichte: das mit dem Sackenlassen kann ich gut nachvollziehen. Je nachdem, was der Tag mir gebracht hat, ist das bei mir manchmal auch so. Das sind dann die Tage, zu denen ich mir erst am nächsten Tag Notizen mache. Würde ich es dann aber weiter verzögern, würde einiges verschütt gehen. Das Ganze nur anhand der Fotos aufzuziehen, finde ich auch schwierig. Da siehst du zwar, wo du überall warst und was du gesehen hast. Aber das Gefühl in der Situation und deine Gedanken dazu dann Monate später wieder abzurufen, ist schon deutlich schwieriger. Das Gedächtnis ist letztendlich halt auch nur eine bitch 😁.
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Sehr beeindruckend, was Senōr Manrique da in den Basalt geschaffen hat. Jedenfalls in der richtigen Reihenfolge: zuerst der Vulkanausbruch, dann das Haus. Auf La Palma hatten 2021 viele Anwohner ja die entsetzliche Erfahrung gemacht, wenn‘s falsch rum läuft. Vor Vulkaninseln hab ich immer eine Portion Respekt, erst Recht, wenn die Jungs noch vor sich hin köcheln…😳
Aber bei Dir is‘ ja alles ruhig geblieben.
Liebe Grüße
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Da sprichst du einen wunden Punkt an 😅! Diesen Aspekt hatte ich so noch gar nicht auf dem Schirm. Aber jetzt, da du es sagst: die Reihenfolge macht den Unterschied. Ja, als ich da war, kochten nur die Jungs und Mädels in den Restaurants 😎.
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Geile Wohnanlage, das muss ich schon sagen!
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Absolut! Ich würde da ohne zu zögern einziehen. Allerdings nur mit entsprechendem Personal für Reinigung und Gartenpflege!
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Ein geniales Bauwerk im Lavastrom!
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Ja. Ich war davon auch sehr beeindruckt.
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