25. August 2022

Gut ausgeschlafen werden wir heute zu einem touristischen Rundumschlag ausholen. Doch das wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Es hat sich irgendwie im Laufe des Tages ergeben. Nicht nur das Wetter treibt uns zu Höchstleistungen an!

Den ersten Fotostopp legen wir beim Helsinki Art Museum ein, kurz und knackig auch als HAM bekannt. Schinkenesser werden es zu schätzen wissen. Kunstliebhaber sowieso.

Vogelwache

Nur wenige hundert Meter davon entfernt liegt die berühmte Tempelkirche, uns eher bekannt als Felsenkirche. Die Finnen hingegen nennen sie Temppeliaukion kirkho. Mit ein wenig Übung geht euch das bestimmt genauso schnell über die Lippen wie uns. Die von außen kaum sichtbare Kirche wurde auf spektakuläre Weise in den finnischen Granit gesprengt.

Wenn man vor dem Eingang steht, ist kaum zu erahnen, welch fantastischer Innenraum sich hinter dem eher unspektakulären Entrée verbirgt. Auch der Blick auf das Kupferdach von weiter oben lässt darauf keine Schlüsse zu.

Umso geflashter sind wir, als wir den Kirchenraum betreten. Wegen seiner grandiosen Akustik wird er nicht nur für Gottesdienste, sondern auch für Konzerte genutzt. Unvorstellbar auch, wie hell es hier ist. Der sensationelle Lichteinfall wird ermöglicht durch den unermüdlichen Einsatz von 180 Fenstern, die in das Kupferdach eingebaut sind.

Einfahrt zur Tiefgarage???
UFO gelandet
Innere Werte

Nach dem Kirchenbesuch ziehen wir weiter unserer Wege, begegnen diesem schwer bewaffneten Gesellen in deutlich zu warmer Kleidung, …

Hose kaputt

… bewundern schöne Architektur am Wegesrand, …

Manala

… und vergnügen uns anschließend eine Weile damit, die Fotoausstellung im Garten des Nationalmuseums zu betrachten.

Schräg gegenüber liegt, mit etwas Abstand zur Straße, unser nächstes Objekt der Begierde. Die Rede ist von der Finlandia Halle, dem Meisterwerk von Alvar Aalto, dem berühmten finnischen Architekten, der so ganz nebenbei auch noch als Stadtplaner und Möbeldesigner aktiv war.

Ich will euch nicht mit allzu vielen Details langweilen. Doch eines kann ich nicht unerwähnt lassen: der 1976 im Alter von 78 Jahren verstorbene Aalto wird nicht nur in Fachkreisen in einem Atemzug mit Le Corbusier, Mies van der Rohe und Frank Lloyd Wright genannt. Diese vier Herren prägten die Architektur des 20. Jahrhunderts maßgeblich.

Wer durch Helsinki spaziert, kommt um Alvar Aalto nicht herum. Umso bedauerlicher ist, dass die besagte Halle, die für Konzerte und Kongresse genutzt wird, wegen der bis mindestens 2024 dauernden Sanierung komplett eingerüstet und damit auch nicht zugänglich ist. Was dieser Umstand für uns bedeutet, könnt ihr vielleicht erahnen, wenn ihr einmal hier einen Blick riskiert.

Wie schön, dass Helsinkis Zentrum so kompakt ist! Schon wenige Minuten später erfreuen wir uns am Anblick des Music Centre, …

Vorne blau, hinten grau

…, des Parlaments, …

Parlament meets Straßenbahn

… und der Zentralbibliothek Oodi.

Luftig-leicht

Dieses Gebäude fasziniert uns so sehr, dass wir uns auch in seinem Inneren ausführlich umsehen. Die Bibliothek ist nicht nur sehr sehenswert, sondern auch recht ungewöhnlich. So kann man hier nicht nur lesen, Lesestoff ausleihen, gemütlich herumsitzen und nebenbei einen Kaffee trinken.

Nein, hier wird mehr geboten! Wie wäre es zum Beispiel mit Nähen, T-Shirts bedrucken, spielerisch die Welt retten bzw. untergehen zu lassen, oder im Tonstudio eine hoffnungsvolle Musikerkarriere beginnen? Sucht euch was aus!

Zugenäht
Handarbeit
Verdaddelt

Nur wenige Schritte entfernt liegt das Kiasma, ein Museum für Moderne Kunst. Seine Architektur ist großartig! Doch wie wir schon gestern feststellen mussten, ist davon momentan nichts zu sehen: Baustelle!

So zwingt uns Helsinki, uns gedanklich schon mit einem weiteren Besuch zu befassen. Die Finlandia Halle und das Kiasma wären es uns wert – und nur einer von vielen Gründen, dieser schönen Stadt irgendwann wieder einen Besuch abzustatten.

Nach dem Besuch der WorldPress-Ausstellung im Sanomatalo-Gebäude – es zierte das letzte Foto im gestrigen Bericht – , einem Mittagessen beim Vietnamesen und einer kleinen Siesta im Hotel zieht es uns am Nachmittag wieder hinaus ins pralle Leben.

Behämmert
Hereinspaziert!

Dabei fallen uns die vielen jungen Leute in bunten, mit zahlreichen Aufnähern verzierten Hosen auf. Ich kann es nicht lassen und spreche ein paar Mädels darauf an. Sie erweitern unser Wissen um studentische Traditionen in skandinavischen Ländern, zu denen auch diese Klamotten gehören. Heute wird gefeiert! Und an den Farben der Hosen erkennt man den Studiengang. Neugierig geworden? Dann bitte hier entlang.

Hosenbünde
In die Hose

Weiter geht’s! Wir sind ja schließlich zu unserem Vergnügen hier 😎. Der Hauptbahnhof lockt uns, mehr als nur einen Blick zu riskieren.

Auf die Schiene
Schön festhalten!
Erhellend

Bis zur Bibliothek der Universität ist es von hier aus nicht mehr weit. Und auch der Weg dorthin ist schön.

Schiefe Bahn

Auch hier wäre es ein Frevel, nur einen Blick auf die Fassade zu werfen. Denn ihre inneren Werte können sich auch sehen lassen!

Von Bögen und Kästchen
Ovale Zeiten
Im Schneckenhaus

Noch ein Stückchen weiter den Hügel hinauf, und schon stehen wir vor dem Dom, der erhaben über dem Senatsplatz thront.

Abendesssen!

Hier sind wir im Herzstück der Stadt angekommen. Unten vom Platz erklingen gerade die letzten Takte eines bemerkenswerten Konzertes. Dort haben sich ganz viele Menschen zum Singen versammelt. Was geht hier ab? Fragen hilft!

Ausgesungen

Und so erfahren wir, dass im Rahmen eines mehrtägigen Kunstfestivals in der Stadt ganz viele unterschiedliche Chöre nur an diesem einen Abend zusammen auftreten und unter anderem Finlandia von Jean Sibelius singen. Ihr seid ähnlich ahnungslos wie wir? Dann hört doch mal rein!

Eigentlich sind wir jetzt mehr als randvoll mit Eindrücken. Doch wir können uns einfach nicht losreissen von der Stadt! Ach, die paar Meter bis zur Uspenski Kathedrale schaffen wir doch jetzt auch noch, oder?

Verschachtelt

Über den Marktplatz und den Hafen laufen wir wieder zurück Richtung Innenstadt. Unsere Kameras sind längst im Überstundenmodus, doch das ist uns egal.

Zweirad
Beäugt

Als wir den Anfang des Parks Esplanadi, der grünen Lunge der Stadt, erreichen, schauen wir noch einmal kurz zurück. Gott sei Dank! Denn die Uspenski Kathedrale, die ich euch weiter oben schon vorgestellt hatte, wird gerade von den letzten Sonnenstrahlen des Tages eingefangen und in güldenes Licht getaucht. Was für ein Anblick!

Und glaubt es mir oder nicht: ich habe beim Bearbeiten des Fotos nichts an den Farben oder der Leuchtkraft verändert. Es sah wirklich so aus, und zwar höchstens für zwei Minuten:

Vergoldet

Jetzt aber hinein in den Park! Dort herrscht eine schöne, lebhafte und gleichzeitig entspannte Atmosphäre. Überall sitzen oder stehen fröhlich plaudernde Menschen zusammen, manche beim Picknick. Darunter mischen sich die Studenten mit ihren originellen Hosen. Bereichert wird das Ambiente heute noch durch kleine Auftritte der Chöre, die noch vor kurzem alle gemeinsam auf dem Senatsplatz gesungen haben. Gerade noch rechtzeitig habe ich mein Handy gezückt, um einen der Auftritte im Video festzuhalten. Hört rein! Es ist sehr unterhaltsam.

Dann schlendern wir voller schöner Eindrücke am Abend nach Hause. Helsinki hat uns gepackt! Die Stadt ist schön, facettenreich, entspannt, nicht zu groß und nicht zu klein. Wir freuen uns schon auf morgen, wenn wir wieder durch die Straßen der Stadt ziehen dürfen.

14 Gedanken zu “Helsinki – Einmal fast alles, bitte!

    1. Stimmt, wir haben viel gesehen an dem Tag. Die Innenstadt von Helsinki ist aber auch ziemlich kompakt. Zwischen den einzelnen Stationen war meist keine allzu große Strecke zurückzulegen. Von daher schon gut machbar. @Hosen: stimmt!

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  1. Die neue nordische Architektur gefällt mir auch gut, aber das gibt es auch so ein paar Brocken … zum Beispiel dieser überdimensionale Roller-Ständer da. Meine Güte. Aber so etwas habe ich in Oslo auch gesehen. Stichwort Rathaus.
    Warum die Typen da oben splitternackt auf einen Amboss einhauen verstehe ich nicht. Aber vielleicht wird man da so, wenn man in so viel Dunkelheit lebt.

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  2. Oh die drei Fotos von der Music Hall, Oodi und dem Parlament sind großartig! Aber auch das vergoldete letzte Foto. Solche Momente lassen Fotografenherzen höher schlagen. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ja, vom Innenleben von Oodi waren wir auch angetan. Die hatten auch viel für Kinder im Angebot. In die Felsenkirche hatten wir es nicht geschafft. Sieht auf jeden Fall auch schick aus. Das mit den Hosen ist ein lustiger Gag. Die Finnen wieder. 🙂

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    1. Danke, Verena 😘! Ja, manchmal braucht es zum Fotografieren auch etwas Glück mit dem richtigen Moment. Ich kann mich nicht erinnern, vorher überhaupt einmal so ein krass von der Sonne angeleuchtetes Gebäude gesehen zu haben. War echt ein Erlebnis.

      Stimmt, im Oodi war für alle Altersklassen was im Angebot. Entsprechend breit gestreut war auch das Publikum. Wenn es dich nochmal nach Helsinki verschlagen sollte, solltest du die Felsenkirche unbedingt ansehen. Sehr beeindruckend! Ja, die Hosen, so sind sie, die Skandinavier 😎.

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  3. Also, um die Felsenkirche muss ich schon ein paar Tränchen vergießen. Leider habe ich sie bei meinem Besuch Helsinkis nicht gesehen, weil 1. nicht gefunden, 2. nicht gesucht, 3. gedacht, wird schon nicht so toll sein… Hm, sollte ich nochmal hinkommen, lasse ich sie mir nicht entgehen 😉

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