15. September 2022

Heute sind wir früh am Start. Den rituellen Kaffee gibt es nur to go auf die Hand. So können wir uns rechtzeitig in die schon recht imposante Schlange vor der Hagia Sophia einreihen.

Während Stefan noch ein wenig auf dem Vorplatz herumstreift, halte ich die Stellung und überbrücke die Wartezeit bis zur Öffnung mit einem netten Gespräch mit zwei Französinnen aus Montpellier. Pünktlich um neun Uhr setzt sich die Schlange in Bewegung. Es geht recht zügig voran, und schon bald sind wir drin.

Etwas gedrungen, fast krötenförmig hockt das berühmte, rund 1.400 Jahre alte Monument mit seinem runden Rücken und den dicken Beinchen über der Altstadt von Istanbul und prägt deren Silhouette. Das ursprünglich als christliche Kirche angelegte Bauwerk war das erste Werk der byzantinischen Architektur. Bis zur Errichtung der Kathedrale von Sevilla war die Hagia Sophia die größte Kathedrale der Welt.

Die Kröte

Im 15. Jahrhundert n.Chr. wurde sie zur Moschee umgewidmet. Seit 1964 fungierte sie als Museum. Nach einer durchaus umstrittenen Gerichtsentscheidung in 2012 ist die Hagia Sophia nun wieder eine Moschee.

Zu ihrer Zeit als Museum kamen die Besucher in den Genuss, das fantastische Innere des Gebäudes auch oben von den Emporen aus zu bewundern. Nun, da die Hagia Sophia wieder als Moschee genutzt wird, ist das leider nicht mehr möglich. Wir bekommen nur noch Zutritt zum Hauptraum unten. So bleiben uns diese Perspektivwechsel verwehrt.

Natürlich beeindrucken uns aber ihre inneren Werte auch vom Erdgeschoss aus! Euch auch?

Deckenpracht
Erleuchtet
In Ketten
Blumig
In voller Pracht
Abgeblättert
Ausgesperrt
Licht und Schatten

Die Zeit schreitet voran. Es wird immer voller. Gut, dass wir rechtzeitig zur Öffnungszeit um neun Uhr da waren bzw. schon 20 Minuten vorher in der Schlange standen. Denn kaum eine halbe Stunde später findet sich kaum noch ein freies Plätzchen auf dem grünen Teppich.

Konnten wir anfangs noch auf dem Boden sitzend faszinierte Blicke nach oben werfen, so würde das jetzt richtig, äh, ungemütlich werden. Ich sehe vor meinem geistigen Auge schon die Schlagzeilen in der deutschen Boulevardpresse: Leichtsinnig auf dem Boden herumliegende deutsche Touristen in türkischer Star-Moschee zu Kebab zertrampelt. Oder so ähnlich.

Me, myself and I
Was guckst du?
In Achselhöhe
Full house

Im Anschluss schauen wir uns noch die diversen Nebengebäude, darunter drei Mausoleen, im Garten der Hagia Sophia an, …

Ah, Platz!
Fensterkunst
Begrünt

… bevor wir uns der nächsten Berühmtheit widmen. Sie liegt direkt gegenüber und reckt ihre Minarette jenseits der dekorativen Wasserspiele in den makellosen blauen Himmel über Istanbul.

Versteckspiel
Bewässert

Ihr ahnt es sicher schon. Ich rede von der Blauen Moschee, einer der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Ihren Namen verdankt sie den wunderschönen blauen Kacheln, die ihr Inneres zieren. Seit 1985 gehört sie zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Die Blaue Moschee wurde Anfang des 17. Jahrhunderts erbaut und riss seinerzeit ein ordentliches Loch in die Staatskasse. Die Nachwelt indes profitiert davon, denn sie ist ein wahres architektonisches Schmuckstück.

Wir persönlich haben aktuell allerdings weniger davon. Denn zur Zeit ist gerade unerfreulich wenig von der Moschee zu sehen. Sie befindet sich zum Zeitpunkt unseres Besuchs im September 2022 noch immer inmitten einer mehrjährigen Generalsanierung. Das war uns im Vorfeld auch bekannt. Dennoch trieb uns die Neugier hierher. Mehr als dies hier …

Baustelle
Pünktlich beten
Erahnte Schönheit

… bekommen wir nicht zu Gesicht. Wir können nur eine kleine Runde durch den Hauptraum drehen und sind deshalb auch im Handumdrehen wieder draußen. Auch die Außenanlagen inklusive des Hofes bleiben uns verwehrt. Ich ahne dennoch: dieses Bauwerk trifft noch ein wenig mehr meinen Geschmack als die Hagia Sophia. Ohne Letzterer, selbstredend von beeindruckender Schönheit und Eleganz, zu nahe treten zu wollen.

Letztendlich haben wir länger in der Einlassschlange gestanden als dass wir drin waren. Schade, aber nicht zu ändern! Immerhin jedoch gibt mir der Besuch wieder die Gelegenheit, mich von meiner modischen Seite zu zeigen.

Verhüllt

Anschließend schlendern wir noch ein wenig in der näheren Umgebung herum, amüsieren uns über kreative Lösungen einiger Standbetreiber, …

Saftklotz

… und genießen die besten Ausblicke auf die Hagia Sophia …

Der Überflieger

… und die Blaue Moschee von der Dachterrasse eines der umliegenden Restaurants.

Auf Kollisionskurs

Genug! Die Tram bringt uns nach Hause, wo wir uns nach einem Mittagessen beim Afrikaner um die Ecke eine ausgedehnte Siesta gönnen.

Am frühen Abend machen wir uns wieder auf den Weg. Der Bus soll uns ins knapp fünf Kilometer entfernte Ortaköy bringen.

Es kommt, was kommen muss. Der Bus braucht für diese Strecke fast 45 Minuten. Dauerstau und Schritttempo.Wie immer. Mal schnell irgendwo hin ist nicht! Ja, wir sind im Urlaub und haben keinen Zeitdruck. Doch der Bus ist wie immer proppenvoll. Wir sind dicht eingekeilt zwischen den Massen. Sehr angenehm ist das nicht.

Als wir uns unserem Ziel nähern, setzt eine der Mitfahrerinnen beim Busfahrer durch, dass dieser die Aussteigewilligen außerplanmäßig zwischen zwei Haltestellen aus den Fängen des Busses entlässt. Diese Gelegenheit nutzen wir natürlich und gehen die letzten paar Hundert Meter zu Fuß.

Ortaköy ist das der Innenstadt am nächsten gelegene Fischerdorf am Bosporus. Hier treffen die verschiedenen Kulturen unübersehbar aufeinander. Zwei Kirchen, eine Synagoge und das Wahrzeichen des Viertels, die Ortaköy-Moschee, liegen im Uferbereich dicht beieinander.

Besonders lohnt sich ein Besuch dieses Ortes am Abend. Dann herrscht dort ein lebhaftes, buntes Treiben in dennoch entspannter Atmosphäre. Und im Hintergrund leuchtet die Bosporus-Brücke als verbindendes Element zwischen Europa und Asien.

Während Stefan die besten Standorte für seine Nachtaufnahmen auskundschaftet, verlustiere ich mich mit einem köstlichen Kumpir und flaniere ein wenig durch die Gassen um den Ortaköy-Platz herum.

😋

Hier ist eine richtig schöne Stimmung am Ufer! Nachdem ich gesättigt bin und auch mein Bewegungsdrang befriedigt ist, geselle ich mich zu Stefan. Gemeinsam genießen wir die abendliche Stimmung, wobei Stefan hier und da die Finger am Auslöser hat. Hier teilt er zwei seiner Ergebnisse mit euch.

Leuchtendes Beispiel
Wahre Zeichen

Dann geht’s wieder mit dem Bus zurück nach Hause. Dort kriegen wir endlich die Waschmaschine in den Griff! Nachdem wir dank Google Translate die nur auf Türkisch vorliegende Gebrauchsanweisung Stück für Stück übersetzt haben, können wir nun unseren Anwendungsfehler korrigieren. Wie von Zauberhand öffnet sich dann doch das Bullauge und entlässt die sauberen Klamotten in die Freiheit. Nicht nur die Menschen ticken hier völlig anders als bei uns, sondern auch die Maschinen 😁.

10 Gedanken zu “Istanbul – Zwei Moscheen und ein Fischerdorf

  1. Die Blaue Moschee haben sie wohl noch nicht fertig, wie ich sehe… damals war ich auch enttäuscht über die Verhüllung. Dafür war die Hagia Sophia umso schöner. In Dezember gab es auch kein Gedränge… 😉
    Ortaköy scheint mir ein nettes Fleckchen für einen nächsten Besuch zu sein. Und dass nicht einmal die Gebrauchsanweisung der Waschmaschine mehrsprachig ist, ist natürlich der Hammer…

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  2. Liebe Elke,
    dass dir die Blaue Moschee im Innern besser gefallen hat als die Hagia Sophia, kann ich nachvollziehen. Orthodoxe Kirchenräume sind auch heute noch überladen und eher düster gehalten während in den Moscheen auf Licht und Farbe gesetzt wird. Allerdings wurde die Blaue Moschee auch gut tausend Jahre später errichtet, dennoch ist sehr gut zu erkennen, dass die Hagia Sophia als Vorbild diente.
    Viele Grüße Horst

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  3. So, liebe Elke, jetzt bin ich auch wieder dabei. Eine Erklärung für meine Funkstille hab ich dir per Mail geschickt. Wie immer tolle Fotos. Ist ja nicht ganz einfach in den Moscheen mit ihren fliehenden Linien und den schummrigen Lichtverhältnissen. Ich war mal kurz vor der Umwidmung in der Hagia Sofia und durfte noch nach oben. Wenn ich gewusst hätte, dass das heute nicht mehr erlaubt ist, hätte ich mich damals festgekettet 😉

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    1. Welcome back! Deine Email werde ich später noch gesondert beantworten. @Fotos: danke für die Blumen 😎. Ja, stimmt, die Lichtverhältnisse im Innern können es einem manchmal schon schwer machen. @Hagia Sofia: das wäre eine schlaue Maßnahme gewesen! Du hättest den nachfolgenden Besuchern damit eine großen Gefallen getan.

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