21. – 22. November 2021
Mein heutiger Triathlon besteht aus schnellem Frühstück, fixem Check-out und flottem Spaziergang zum Bus. Diesen muss ich mir heute mit gerade einmal zehn Mitreisenden teilen. Die Abfahrt um neun Uhr an einem Sonntagmorgen ist offenbar nicht mehrheitsfähig 😁.

Eineinhalb Stunden später lande ich in Tarifa am südlichsten Zipfel Spaniens. Dieses zwischen zwei Meeren gelegene Städtchen an der Costa de la Luz gilt als einer der schönsten Küstenorte des Landes. Hier beginnt der gemütliche Teil meiner Reise durch Andalusien. Drei Tage werde ich mich dem süßen Fast-Nichtstun hingeben, bevor sich mein Reisekreis in Málaga schließt und ich den Rückflug antrete.
Hingen die ganze Fahrt über bedrohliche Regenwolken über dem Bus, so trauen sie sich dann doch nicht, über Tarifa ihre Schleusen zu öffnen. Traumhafte Wolken und zwischendurch reichlich Sonne erwarten mich in dem wunderbaren 18.000-Seelen-Städtchen, das sich so spektakulär an der Meerenge zwischen Mittelmeer und Atlantik in Szene setzt.

Doch erst einmal möchte ich ankommen. Wie sich herausstellt, habe ich mit meinem Hotel einen echten Glücksgriff getan. Die Zimmerreinigung wird extra für mich vorgezogen, so dass ich schon gegen Mittag einziehen kann. Die Wartezeit bis dahin überbrücke ich mit ein paar Schritten bis zu den Meeren und einem Latte Macchiato im nächsten Café. Ich bekomme ein total schönes, zum ruhigen Innenhof gelegenes Zimmer.

Ein absolutes Highlight ist die geniale Dachterrasse mit Pool, auf den ihr nun einen Blick aus zwei völlig unterschiedlichen Perspektiven werfen könnt. Wer oben auf dem Dach schwimmt, dient den Passanten unten auf der Straße als willkommener und viel beachteter Ersatz für ein Aquarium 😃.



Ich mache es mir ein Stündchen im Zimmer gemütlich, bevor ich einen ersten Rundgang durchs Städtchen unternehme. Die Kamera bleibt zuhause. Wir haben in den letzten Tagen viel Zeit miteinander verbracht und brauchen etwas Abstand voneinander 😅. Zur Not habe ich das Mobiltelefon griffbereit.
Ja, was soll ich sagen? Tarifa ist toll! Ich bin schockverliebt. Die teils noch von dicken Festungsmauern umgebene Altstadt atmet ihr maurisches Erbe aus allen Poren. Sie ist gespickt mit kleinen Lädchen, coolen Cafés und Restaurants. Ich tauche ein in die entspannte Atmosphäre. An diesem Sonntagnachmittag geht es recht ruhig zu. Doch ausgestorben wirkt es nicht. Nach meinem Empfinden herrscht hier genau das richtige Maß an Lebendigkeit.
Gegen Ende meiner kleinen Erkundungstour stehe ich am Eingang zum Castillo de Guzmán el Bueno. Die unübersehbare Festung aus dem 10. Jahrhundert steht auf jeden Fall auf meinem Programm. „Na ja, morgen oder übermorgen ist ja auch noch ein Tag“, denke ich lässig. Doch dann fällt mein Blick auf die Infotafel: Montags UND dienstags geschlossen!
Aber heute ist noch bis 16 Uhr geöffnet. Letzter Einlass ist um 15:15 Uhr. Moment mal! Da geht ja noch was! Es ist ja erst 15:12 Uhr 😂! Nichts wie rein mit mir. Und die vier Euro Eintritt will die nette Dame im Kassenhäuschen dann auch nicht mehr von mir haben. Außer mir sind nur noch eine Handvoll Leute da. Und die Dreiviertelstunde, die mir bleibt, reicht auch aus, mich ohne Hetze hier umzusehen und die An- und Aussichten zu genießen. Spannend auch, wie oft sich das Wetter innerhalb von 45 Minuten ändern kann! So ist das hier in diesen Gefilden.




Danach zieht es mich ans Meer. Dort ist es fast zu schön, um wahr zu sein. Dieser Himmel, dieses Setting! Generell fasziniert mich an Tarifa die gelungene Mischung: die kleine, schnuckelige Altstadt, die kurzen Wege, die spektakuläre Lage zwischen zwei Meeren und dieser irre, etwa zehn Kilometer lange Strand! Ein Gedanke will mir nicht mehr aus dem Kopf: am liebsten würde ich meinen Rückflug stornieren und hier überwintern 😎. Doch fürs Erste begnüge ich mich jetzt mit dem Rückzug ins Hotel und dem verdienten Feierabend.
Nachts und auch am frühen Morgen des nächsten Tages hat es ordentlich geschüttet und gewittert. Auch nach dem Aufstehen läuft draußen noch die Dusche. Deshalb lasse ich es langsam angehen und genieße ausgiebig das tolle Buffet im Hotel. Und wie ich da so gemütlich beim Frühstück sitze, schießt plötzlich ein goldorangener Strahl durch den Raum. Die Sonne geht auf! Was für ein Licht an diesem frühen Morgen! Nichts wie raus mit mir.
Vom Hotel sind es nur wenige Gehminuten bis zum endlosen Wasser. Von der Mittelmeerseite aus habe ich einen fantastischen Blick auf die nur 14 Kilometer Luftlinie entfernte Küste Afrikas. Fast zum Greifen nah! Was ihr auf den Fotos in der Ferne als Hintergrund seht, ist das marokkanische Riffgebirge.



Dann laufe ich hinüber zum kilometerlangen Strand auf der Atlantikseite. In einer der Strandbars wurde offenbar auch schon zünftig gefrühstückt 😎.

Der Strand weist Höhenunterschiede auf. Das führt unter bestimmten Bedingungen dazu, dass sich im mittleren Teil des Strandes ein mehrere hundert Meter langer See bildet und der vordere Teil wie eine Sandbank aufragt. Wenn dann noch Sonne, Wolken, Licht und eine gewisse Dynamik mitspielen, sind spektakuläre Spiegelungen die Folge. So wie heute! Zwischen den beiden folgenden Fotos liegen übrigens gerade einmal 40 Minuten.


Dieses Schauspiel beschäftigt mich eine ganze Weile. Doch irgendwann schaffe ich es dann doch, mich loszueisen. Ich laufe in Richtung Strandpromenade, die mir wieder andere Perspektiven bietet. Dort entdecke ich ein wenig Street Art, die ich euch ebenfalls nicht vorenthalten möchte.





Gegen Mittag klart das Wetter immer mehr auf. Makellos strahlt die Sonne. Ich kehre ins Hotel zurück, hüpfe in meinen Badeanzug und stürze mich bei 18 Grad Außentemperatur in die zum Glück beheizten Fluten des Pools. Ich habe ihn ganz für mich alleine. Was für ein Luxus! Für die Flaneure unten auf der Straße bin ich wohl nichts weiter als ein merkwürdig geformter Fisch im Aquarium.
Nachdem ich auf einer der Sonnenliegen ausreichend luftgetrocknet bin, werfe ich mich wieder in sittsame Kleidung und mache mich hungrig auf den Weg ins Städtchen. Beim Chilimosa werde ich lecker vegetarisch bewirtet …


… und wanke anschließend mit prall gefülltem Magen von dannen. War ich gestern „unbewaffnet“ in den Altstadtgassen unterwegs, so bin ich heute wieder in Begleitung meiner Kamera und hole nach, was ich gestern fotografisch versäumt habe. Habt ihr Lust auf einen kleinen Bummel mit mir? Dann los!







Der Nachmittag schreitet voran, der Himmel zieht sich zu. Ich flaniere noch ein Weilchen umher und betrachte gedankenversunken den Hafen und die große Fähre, die dort schon seit einer ganzen Weile arbeitslos vor sich hin dümpelt. Sie bringt ihre Fahrgäste normalerweise in nur 35 Minuten nach Tanger. Doch der Fährverkehr nach Marokko ist eingestellt. Vielleicht klappt es beim nächsten Mal!

Am frühen Abend setzt der Regen ein. Ich kehre ins Hotel zurück, schnappe meinen Krimi und mache es mir im überdachten Teil der Dachterrasse gemütlich. Später setze ich meinen Lese-Marathon im Zimmer fort. Auch mal schön!
Wunderschön! Irgendwann kopiere ich deine Reise …
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Ja, mach das mal 😎!
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Herrliche Bilder, vor allem die Spiegelungen!
Tarifa haben wir auch nicht geschafft. Ich sehe schon meine Liste wachsen…
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Danke! Ja, deine Bürde wiegt schwerer und schwerer 😁.
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Da sprudelt die Begeisterung nur so aus dir raus. Schön zu lesen!
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Ja, das ließ sich kaum verbergen!
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Ach schön, da waren wir mal vor vielen Jahren mit Auto und Zelt. Halbe Weltreise von Berlin aus. Is‘ ja letzte Ausfahrt vor Afrika
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Ja, von Berlin aus – aber auch generell von Deutschland- ist das schon ein ordentlicher Ritt. Deshalb bin ich die Strecke bis Málaga geflogen und erst von dort aus herumgefahren.
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Wow!! Ganz toll!
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Danke! Freut mich.
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Sowohl das Hotel als auch die Stadt sehen wunderbar aus!
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Ja, das sind sie auch.
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Die schönsten Aufnahmen ergeben sich oft aus diesen magischen Lichtspielmomenten, die in den wenigen Augenblicken zwischen zwei Regengüssen zu sehen sind. Ja, als ich las, die liebe Elke will es langsam angehen lassen, da war ich vorsichtig skeptisch 🙂 ein paar schöne Spaziergänge sind wohl doch dabei herausgekommen, was gut ist, denn dann hätten wir die schönen Bilder nicht.
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Stimmt, man muss diese kurzen Augenblicke dann halt gut abpassen. Ja, das mit dem langsamen Angehen ist nicht so richtig in meiner DNA verankert 😂. Da warst du völlig zu Recht im Vorfeld etwas skeptisch Aber für meine Verhältnisse habe ich echt wenig Action in Tarifa veranstaltet. Freut mich, dass dir die Fotos gefallen 😎.
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