Ging es um das Bundesland, das Berlin aus allen Himmelsrichtungen umzingelt, hörte man von mir bisher Sprüche à la „Brandenburg schaue ich mir genauer an, wenn ich alt bin.“ Als geflügeltes Wort für bestimmte Landschaften durfte auch gerne die Formulierung „Sieht aus wie in Brandenburg“ herhalten. Und das war nicht als Kompliment gemeint. Wer hier schon länger mitliest, kann ein Lied davon singen.

Doch bisher ist bisher, und jetzt ist jetzt. Was sich im Oktober 2020 zeitgleich zu unserer Rückkehr aus der deutschen Alpenregion abzeichnete, wurde nur wenige Wochen später zur Realität mit nicht absehbarem Ende: Reisen werden bis auf weiteres weder im In- noch im Ausland möglich sein. Zuhause bleiben ist jetzt das neue Abenteuer.

Seit fast 33 Jahren lebe ich gerne und freiwillig in der Großstadt. Und dennoch: ich bin ein Kind vom Lande und kann nicht wochen- und monatelang nur auf Beton, Stein und Asphalt schauen und laufen.

Berlin bietet schöne Stadtparks zuhauf – ein Ersatz für „richtige“ Natur sind sie nicht. Und überfüllt sind sie auch. Zwar fehlen seit geraumer Zeit die Touristenscharen. Doch im Gegenzug sind jetzt umso mehr Berliner unterwegs, die weder verreisen noch ihren sonstigen gewohnten Freizeitaktivitäten nachgehen können. Ganz abgesehen davon, dass ich die innenstadtnahen Parks alle schon unzählige Male abgelaufen bin und mittlerweile jeden Strauch und jedes von herbstlichen Winden verschonte Blatt kenne.

Der wichtigste Punkt zum Schluss: im „normalen“ Leben bin ich sehr viel auf Reisen, verlasse die Stadt also regelmäßig für unterschiedlich lange Zeiträume, und sei es nur für ein Wochenende. Nur selten verweile ich länger als fünf bis sechs Wochen am Stück im dicken B an der Spree.

,,Was tun?“, sprach Elke. Während der langen, dunklen, oft auch trüben und feuchtkalten Herbst- und Wintermonate im Berliner Lockdown Trübsal blasen? Nö, das liegt mir nicht. Plan B muss her – und hier ist er:

Raus aus der Stadt! Wandern! Und zwar immer mittwochs. Nicht an jedem Mittwoch, aber immer dann, wenn es zeitlich passt. Mindestens zwei Mal pro Monat sollte das klappen. Schlechtes Wetter dient nur dann als Ausrede für einen Rückzug ins Häusliche, wenn Dauerregen oder Eisglätte angesagt sind. Kälte, ein Himmel in dezent-trübem Dauerdunkelgrau oder ein gelegentlicher Schauer halten mich hingegen nicht von einem Tagesausflug ins benachbarte Bundesland oder an den Berliner Stadtrand ab. „Give Brandenburg a chance“ lautet mein neues Motto im Corona-Winter 20/21 und wahrscheinlich auch darüber hinaus.

Weil sich das deutsche Mittwochsspaziergänge so sperrig liest und anhört, habe ich mich für das englische Wednesday walks als Oberbegriff für die neue Blogreihe entschieden. Er geht deutlich flüssiger über die Lippen. Außerdem habe ich eine Schwäche für Alliterationen 😅.

Wer hier hauptsächlich wegen meiner Fotos vorbeischaut, wird sich auf Handyfotos einstellen müssen. Denn der Fokus dieser Ausflüge liegt auf dem Wandern und weniger auf dem Fotografieren. Folglich bleibt das Kameraequipment zuhause – auch aus Platz- und Gewichtsgründen. Die iPhone-Kamera ist aber auch nicht soooo schlecht. Stattdessen fülle ich meinen Rucksack mit Wasser, Proviant, einem faltbaren Sitzkissen und diversen wärmenden Kleidungsstücken, um je nach Temperatur „aufrüsten“ zu können.

Um konkrete Anregungen für Tourenvorschläge zu bekommen, habe ich mich im klassischen Buchhandel umgesehen und bin fündig geworden. Drei Kriterien waren bei der Auswahl wichtig für mich: zu meinen Vorstellungen passende Streckenlängen, gute Beschreibungen der Wegführung (garniert mit ein paar allgemeinen Infos zur Umgebung) und Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Diese beiden Werke erfüllen meine Anforderungen und werden meine temporären Begleiter:

Somit habe ich seit Anfang November 2020 ein Planungsgerüst. Allerdings werde ich mir den 66-Seen-Weg für das Frühjahr, den Sommer und/oder den frühen Herbst aufheben. Denn die meisten Etappen dieses Fernwanderweges betragen 20 Kilometer und mehr. Das schaffe ich im Brandenburger Flachland zwar ohne Probleme. Doch bei durchschnittlich eineinhalb Stunden Fahrzeit pro Strecke in Kombination mit der im Winter recht kurzen Spanne an Tageslicht bliebe dann nur wenig Zeit, um auf der Strecke hier und da auch ein wenig zu verweilen. Und das gehört bei mir unbedingt dazu!

Genug der Theorie. Hinein in die Praxis! Ich werde berichten 😎.

15 Gedanken zu “Wednesday Walks – Prolog

  1. Weeßt ja: in Berlin bin ick eena von 3 Millionen, in Brandenburg würd ick fast aleene wohnen.
    Aber Spaß beiseite: ich freue mich auf Deine Berichte über Wanderungen rund um meine alte Heimat. Da gibt es wirklich schöne Ecken.
    Viele Grüße
    Richard

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  2. Lach, ja, so ist es, wenn Deutschland Deutschland entdeckt… 🙂 die Naherholungsgebiete sind voll mit Menschen, die das Spazieren für sich entdeckt haben… Aber du hast Recht, das Draußensein hebt die Laune, egal bei welchem Wetter. Es hält beweglich und stärkt die Abwehrkräfte. Ich bin gespannt, was du in deinem Umkreis noch alles entdeckst…

    Liebe Grüße
    Kasia

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    1. So sieht’s aus 😀! Wie sich herausstellt, gibt es tatsächlich in der näheren Umgebung einiges zu entdecken, womit ich so nicht gerechnet hätte. Bald geht’s los mit den Berichten. Acht Touren habe ich bereits unternommen.

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      1. Da freue ich mich schon auf die Berichte.
        Wir haben uns auch überlegt, dass wir bei gutem Wetter mal zum Fotografieren rausfahren. Ich weiß, es heißt zwar, man soll am besten nicht rausgehen und so, aber ich komme mir langsam vor wie ein Maulwurf in seinem Bau… 😉

        Liebe Grüße
        Kasia

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        1. „Maulwurf im Bau“ ist eine gute Umschreibung für die Situation 😅. Rausgehen kann – und sollte! – man ja schon. Solange man sich nicht mit Leuten trifft, sondern alleine in der Botanik herumstreift, ist doch alles gut. Sonst kriegt man ja echt einen Knall oder Anzeichen von Hospitalismus wie Tiere im Zoo …

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  3. finde ich gut, dass du so das beste daraus machst als zu resignieren ! Wir sind nun mal in einer beschissenen Zeit und alle müssen damit umgehen. Mir tun unendlich die jungen Familien leid mit ihren Kindern. Wir haben den Vorteil einfach gehen zu können ohne groß auf jemand Rücksicht zu nehmen. Wir haben keine „Nerver“ zu Hause sondern können die Schuhe anziehen und los geht s !
    Das mit dem „Reisen“ ist so eine Sache ! Ich weiß zwar nicht wie du es machst aber anscheinend kannst du vielmals im Jahr auf Reisen gehen. Wenn ich an meine Urlaubstage denke ( 30 in Summe) bleibt da nicht sonderlich viel Luft ! Max. 20 Tage im Jahr sind drin, den Rest benötigt man für diverses !
    Also mir stinkt es auch was wir jetzt zum wiederholten Male machen müssen aber frische Luft bekommst du in Berlin und Umgebung genauso wie im Ausland !
    Machen wir einfach das beste draus und ich bin auf deine Erlebnisse gespannt !

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    1. Ja, Manni, Familien mit Kindern können einem wirklich leid tun zur Zeit. Da haben wir es in der Tat leichter.

      Was meine recht vielen Reisen betrifft: ich arbeite in Teilzeit und verteile meine Arbeitszeit etwas unregelmäßiger übers Jahr. Das hat auch damit zu tun, dass ich im Tourismus tätig bin und meine Firma zu bestimmten Zeiten deutlich mehr zu tun hat als im Rest des Jahres. So kommt es, dass ich Mehrarbeit zu anderen Zeiten „abbummeln“ kann. Und wegen der Teilzeit kann ich auch mal übers verlängerte Wochenende verreisen, ohne extra frei nehmen zu müssen.

      Stimmt, nur um frische Luft zu tanken, muss ich nicht in die Ferne schweifen. Das kann ich auch hier haben. Auch wenn mir das Entdecken in der Ferne und Fremde fehlt: ich will nicht jammern und mache eben das Beste aus dem, was gerade möglich ist. Bald geht’s los mit meinen Berichten! Mittlerweile habe ich schon acht Touren ins Umland unternommen. Hänge mit den Berichten wie immer ein wenig hinter der Realität hinterher 😅.

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