7. August 2020

An diesem Freitag schreit das sonnige, klare Wetter geradezu danach, zu Höhenflügen anzusetzen. Der Bus bringt mich zur Talstation der Jennerbahn in Schönau am Königssee.

Die Gondelbahn gab es schon seit den 1950er Jahren. Sie wurde jedoch in 2019 durch einen Neubau ersetzt. Sie überwindet bei ihrer Fahrt rund 1.100 Höhenmeter und katapultiert ihre Fahrgäste in 20 Minuten auf ungefähr 1.900 Meter knapp unterhalb des Jennergipfels. Wer sich ein Stück Aufstieg erarbeiten mag, steigt schon nach zehnminütiger Fahrt an der Mittelstation aus und läuft den Rest zu Fuß.

Um kurz vor 9 Uhr stehe ich pünktlich zur Öffnungszeit an der Kasse und vermeide somit längere Wartezeiten. Ruckzuck bin ich in einer der ersten Zehner-Gondeln drin, die ich, nachdem mich meine überschaubaren zwei Mitreisenden an der Mittelstation verlassen haben, komplett für mich alleine habe. Ihr ahnt es schon: heute ist die Elke faul und lässt sich bis nach oben gondeln!

Die fette Kabine schaukelt nur unwesentlich und kredenzt mir eine sensationelle Aussicht auf das Berchtesgadener Land. Oben an der Bergstation angekommen, verlasse ich meine Solokapsel, werfe noch einen Blick auf die Bahn, …

Gondoliere

… und nehme den „Gipfelsturm“ auf den Jenner in Angriff. Das ist natürlich keine große sportliche Herausforderung, wenn man sich bis zur Bergstation gondeln lässt 😎. Und so kann ich umso mehr genießen, was es auf dem Weg dorthin zu sehen gibt.

„Flachland“
Blumig
Großer Brocken

Direkt unterhalb des Gipfels befindet sich eine heiß begehrte Aussichtsplattform, die den ultimativen Blick auf den zu Füßen liegenden Königssee verheißt. Bei den heutigen glasklaren Sichtverhältnissen ist die Aussicht auf den See und den dahinter liegenden Watzmann geradezu unwirklich schön. Der Himmel liefert der entzückten Fotografin noch ein paar dekorative Wölkchen gratis dazu. Perfekt!

Königlich

Auch auf dem Rückweg Richtung Bergstation und dem Beginn diverser Wanderwege sind die Aussichten mehr als rosig.

Volle Breitseite
Berg und Tal

Heute an diesem sehr warmen Tag fröne ich dem Müßiggang. Selbst hier oben auf 1.900 Metern zeigt das Thermometer 28 Grad an. Schatten ist kaum in Sicht. Und so unternehme ich nur eine kurze Wanderung zur Schneibsteinalm, die mich immer wieder zu Fotostopps „zwingt“.

Heiter bis wolkig
Bevorzugte Wohnlage
Rhapsodie in Grün

Und während ich immer wieder stehenbleibe und mich an der traumhaften Landschaft kaum sattsehen kann, erregt ein näher kommender Hubschrauber meine Aufmerksamkeit. Ich hatte ihn vor einer Weile schon wahrgenommen, als er in die entgegengesetzte Richtung flog. Irgendetwas Großes hängt an seinem Schleppseil. Ich kann es erst auf die Entfernung nicht erkennen, befürchte aber schon das Schlimmste: ein verunglückter Bergsteiger? Wenig später erkenne ich, was da baumelt. Es ist eine offensichtlich tote Kuh, die hier, an einem ihrer Hinterläufe hängend, abtransportiert wird. Auch Kühe stürzen in diesem Gelände hier ab – leider.

Bald nähere ich mich der Schneibsteinalm, wo ich mich in dem erfreulich schattigen Biergarten draußen auf der Aussichtsterrasse mit meinem grünen Begleiter, kühler Johannisbeerschorle und köstlichem Marmorkuchen niederlasse.

Für hungrige Mäuler!

Auf dem Rückweg Richtung Jennerbahn wird es lustig. Natürlich geht es auch auf den Wegen rund um den Gipfel immer mal wieder kurze Stücke ordentlich hoch und runter. Die Beschaffenheit des Weges ist aber sehr gut und wirklich auch für Ungeübte gut und einfach laufbar. Aber klar, beim Bergabgehen kann es auch schon mal ein klein wenig rutschig werden. Und so sehe ich zwei unsicher herunterwackelnde Erwachsene mir entgegenkommen, die – natürlich auch mit falschem Schuhwerk bestückt – bereit sind, eine unfreiwillig komische Slapstick-Einlage hinzulegen. Nachdem sie sich förmlich Millimeter für Millimeter nach unten gequält haben, flucht der eine Typ allen Ernstes: „Wie kann man nur so blöd sein und das hier so steil anlegen?“ 😅😅😅 Tja, scheiß Natur sage ich da nur! Diese Wanderwege im alpinen Gelände sind aber auch sowas von unsozial angelegt …

Da wende ich mich doch lieber wieder den Augenweiden dieser Welt zu, …

Unendliche Weiten
Gleitsam
Zickzack

… und werde mir bewusst, wie schön die Welt und wie gut das Leben ist. Beschwingt gondele ich zurück ins Tal. Und wieder habe ich eine Kabine für mich alleine 👍.

Nach einem kurzen Boxenstopp im Hotel mache ich mich auf dem Weg zu einem Abschiedsrundgang durch Berchtesgaden und banne noch ein paar Stadtmotive auf den Speicherchip.

Für Leckermäulchen
Bergsturm
Das Schloss
Gebogen
Gamseier
Symmetrie

Bei Sophie‘s lasse ich mir ein frühes Abendessen kredenzen. Haben sie doch tatsächlich ein kreatives veganes Gericht auf der ansonsten eher normalen Speisekarte. Es gibt gerösteten Kohlrabi, Belugalinsen mit Gemüse, knusprig angebratene Kartoffelwürfel und einen kleinen Salat. Sehr lecker! Und man sitzt hier auch schön auf der zum Kurpark gelegenen Terrasse.

Hunger!

Auf meinem Rückweg zum Hotel wähle ich die Strecke über die Sonnenpromenade mit ihrer genialen Aussicht aufs Berchtesgadener Land und sauge die warmen Strahlen ihrer Namensgeberin auf.

Glänzende Aussichten

Zurück im Hotel, genieße ich meinen letzten Abend auf dem Balkon, lese ein wenig und warte auf das abendliches Programm des Lichtspieltheaters über Watzmann, Schneibstein und Co ❤️. Als die Dunkelheit hereingebrochen ist, kommt die Pflicht nach einer ausgedehnten Tageskür: Kofferpacken! Damit es auch morgen früh gemütlich zugehen kann.

10 Gedanken zu “Tag 9: Berchtesgaden – Von oben herab

  1. Hi, das ist ja eine schöne Gegend und so geschickt in Szene gesetzt (Text und Bild(er)). Da muss ich auch mal hin!!! Vielen Dank für die tollen Berichte. Aber was mich doch beschäftigt ist die arme Kuh! War es wirklich ein Unfall? Fremdverschulden einer Nebenbuhlerin? Oder der beginnende Herbst-/Winter-Blues bei dem Gedanken an den baldigen Almabtrieb und der monatelangen Einschränkung der Kuhfreiheit in einem geschlossenen Stall verbringen zu müssen. Tja, wir werden es nie erfahren, aber man wird ja mal spekulieren dürfen … Kopf hoch, hätte man ihr vor dem Fall zurufen mögen. Kopf hoch, es kommen wieder bessere Zeit. Nur Geduld, du hast doch noch ein langes Leben! Zu spät …

    Gefällt 1 Person

    1. Schön, dass du hier wieder mit dabei bist! Ja, dort würdest du es mit Sicherheit gut etwas länger aushalten. Der Alte Sack hat natürlich auf sein Recht gepocht und die Hälfte der Portion verdrückt 😎. Ein maßloser Fresser!

      Like

  2. solche Bilder müssen einfach faszinieren ! Grandios in Szene gesetzt der Watzmann.
    Das Wetter natürlich ideal für einen Ausflug in die Bergwelt und das muss man einfach auch ausnützen! Auf dem Jenner war ich noch nie aber schon viele Fotos gesehen auf die Aussicht nach unten zum Königsee ! Ganz ganz tolle Fotos !!!

    Gefällt 1 Person

  3. Der Begeisterung kann ich mich nur anschließen. Perfektes Wetter und wundervolle Aussichten (bis auf die arme Kuh natürlich😢). Die Blicke aufs Tal und die umliegenden Berge sind atemberaubend, besonders natürlich auf den Königssee! Aber dass DIE diese Wege so steil anlegen mussten…absolute Frechheit!
    Heute hat der Sack ja mal was leckeres (gebissfreundliches) zwischen die Kiemen bekommen, wo ihm gestern ja nur ein alter Stein dargeboten wurde.
    @Seilbahn: ich weiß nicht, ob ich mich hätte überwinden können. Sieht verdammt hoch aus. Wahrscheinlich eher nicht.🙈

    Gefällt 1 Person

    1. Ja, die Sicht und die Ausblicke auf die Berglandschaft waren an diesem Tag einfach sensationell. @Sack: der weiche Kuchen war in der Tat seniorenfreundlich 😎. Er hat es auch sehr genossen, der verfressene Kerl! @Seilbahn: ja, es war schon recht hoch. Aber da die Kabinen recht groß und somit auch schwer sind (10 Personen passen da rein), spürst du da so gut wie keine Bewegung. Es schwank nicht! Vielleicht würde dir das die Überwindung erleichtern, doch einzusteigen. Alternativ bleibt dir halt nur der Fußweg nach oben mit einigen Höhenmetern!

      Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar