5. August 2020

Ihr könnt natürlich gerne den Weg über die Berge wählen, um euch der berühmten Wallfahrtskirche St. Bartholomä am Westufer des Königssees zu nähern. Allen anderen – und auch mir – bleibt als Alternative nur der Weg übers Wasser. Eine lässige Runde auf Uferniveau um den Königssee herum scheitert daran, dass die steilen Flanken der Berge keinen noch so schmalen Uferweg zulassen.

Für die Bootsfahrt über den Königssee, eine der Hauptattraktionen im Berchtesgadener Land, habe ich bereits vor ein paar Tagen ein Online-Ticket erstanden. So erspare ich mir die befürchtete Schlange an der Kasse vor Ort. Der Bus bringt mich vom Bahnhof in Berchtesgaden in überschaubaren zehn Minuten zum Königssee.

Der nur wenige Hundert Meter lange Weg von der Bushaltestelle und dem gigantischen Parkplatz hinunter zur Bootsanlegestelle ist zu beiden Seiten gepflastert mit Buden und Ständen, die ihr quietschbuntes Kitschzeug an die Frau und an den Mann bringen wollen. Dazwischen zahlreiche Fressbuden und der eine oder andere Laden mit Outdoor-Klamotten. Diese Straße ist der einzige Zugang zum See. Doch wenn man sie hinter sich gebracht hat, wird es richtig schön!

Ich bin extra ein wenig früher losgefahren, um vor der Bootsfahrt noch einen kleinen Abstecher zum Malerwinkel machen zu können. Denn von dort bietet sich ein wunderbarer Blick von weiter oben über den See.

Wie gemalt

Heute ist der Himmel voller Wolken. Die Ostwand des Watzmanns versteckt sich scheu dahinter. Aber es wird den ganzen Tag trocken bleiben. Damit bin ich zufrieden.

Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es Zeit ist, mich wieder hinab zur Anlegestelle zu begeben. Rein ins Boot und los!

Wirbelwasser

Dank der Elektromotoren, mit denen alle Boote betrieben werden, ist und bleibt es angenehm still auf dem See. Hier bewahrheitet sich der Spruch „Stille Wasser sind tief“, denn mit 192 Metern ist der Königssee das tiefste Gewässer Bayerns. Acht Kilometer zieht er sich gen Süden in die Länge. An seiner breitesten Stelle misst er 1.250 Meter. Seine smaragdgrüne Farbe verdankt er im übrigen dem Kalk der umgebenden Gebirge.

Das Bordpersonal unterhält die Gäste mit kurzweiligen Infos und Stories über den See und den Watzmann. Obwohl mit mehreren Niederländern und Franzosen ausländische Gäste an Bord sind, wird hier nur eine Sprache gesprochen: bayrisch 😊. An der passenden Stelle packt einer der netten Jungs die Trompete aus, um den berühmten Widerhall vor der Echowand an der Westseite herauszulocken. Und siehe da: es klappt!

Nach rund 35 Minuten nähern wir uns der besagten Wallfahrtskirche. Einige Gäste verlassen hier das Boot, andere bleiben an Bord. So auch ich. Von daher bin ich froh, dass beim Heranfahren an den Anleger genügend Zeit und Muße bleibt, das Kirchlein mit seinen bauchigen Zwiebelkappen gebührend zu bewundern und abzulichten.

Gezwiebelt

Nach weiteren 15 Minuten Fahrt erreichen wir die Endstation Salet. Alleine bin ich hier nicht, aber die Meute verläuft sich. Als eine der letzten meiner „Bootsladung“ mache ich mich auf den Weg Richtung Obersee und Fischunkelalm. Denn es dauert ein kleines Weilchen, bis ich mich vom Königssee trennen kann.

Steinig
Boat is in da house
Glasklar

Der Obersee liegt südlich vom Königssee und gehört wie dieser zum …

Rostig

Ein etwa ein Kilometer breiter Moränenwall trennt die beiden Seen, die ursprünglich einmal miteinander verbunden waren. Ein flacher Wanderweg führt von einem zum anderen See. Auf der kurzen Strecke gibt es viel zu sehen, wenn man einen Blick für die Natur und ihre Schönheit hat.

Versteinert
Ohne Moos nix los
Unter den Wolken

Und dann stehe ich am vorderen Ende des Obersees.

Geflutet
Nachschub!

Ich nehme es vorweg: dieser mit 60 Hektar recht kleine See gefällt mir noch besser als der Königssee. Seine wildromantische Lage zwischen den steil aufragenden Felswänden und die noch intensivere Farbe sind für sich genommen schon klasse.

Grünspan
Eingebrockt

Doch sein wahres Ass zieht er mit seinen perfekten Spiegelungen aus dem Ärmel. Die wiederum verdankt er seiner geschützten Lage und dem Umstand, dass außer dem Versorgungsboot für die Fischunkelalm keine weiteren Boote auf ihm verkehren. So ist seine Wasseroberfläche meist vollkommen ruhig.

Doppelt gemoppelt
Bergspiegel

Am westlichen Ufer des Obersees führt ein großteils flacher, teilweise aber schmaler und exponierter Weg zur Fischunkelalm am hinteren Ende des Obersees. Wegen des gestrigen „Monsterregens“ ist er stellenweise recht rutschig. Und so lasse ich mir gerne Zeit auf dem rund drei Kilometer langen Weg zum anderen Ende des Sees. Schließlich gibt es genügend zu sehen und zu genießen.

Wildes Blühen

Die Landschaft hier ist wirklich traumhaft schön! Und so erreiche ich trotz meiner Trödelei viel zu früh das Südufer.

Nasse Füße

Auf der bewirtschafteten und recht gut besuchten Fischunkelalm lege ich eine zünftige Butterbrotpause ein und genieße die Aussicht.

Hunger!

Bewegungsdrang und Neugier treiben mich weiter den Hang hoch zum Röthbachfall. Der mit 470 Metern höchste Wasserfall Deutschlands entpuppt sich heute zwar nur als unspektakuläres Rinnsal, aber der Weg dorthin ist schön und voller interessanter Fotomotive.

Seht ihr’s?
Felsgesicht!
Geläutet
An der Quelle

Auf dem Rückweg ist ein beherzter Sprung über einen zufließenden Bach nötig. Den Rucksack nehmen mir drei nette Jungs ab. Ohne Gepäck springt es sich leichter! Und so komme ich ohne Wasser- und sonstige Schäden am anderen Ufer an.

Quertreiber

Ich betrachte die Landschaft noch einmal eingehend aus dieser etwas höher gelegenen Perspektive, bemerke erfreut, dass sich ein wenig blauer Himmel zeigt …

Stämmig

… und wandere zurück zum Bootsanleger Salet. Mit einem Eis auf die Hand lasse ich mich vor der Rückfahrt noch ein Weilchen nieder und errege die Aufmerksamkeit der lokalen Tierwelt. Meine Wanderschuhe haben es den Entchen offenbar sehr angetan! Immer wieder kommen sie näher und hacken mit ihren Schnäbeln vorsichtig an die Sohle, sobald ich sie im Wasser baumeln lasse.

Duck attack

Mit Boot und Bus geht es zurück zum Bahnhof von Berchtesgaden. Von dort ist es noch ein kleiner sportlicher Aufstieg zum höher gelegenen Zentrum. Auf dem Weg zum Abendessen beim Italiener amüsiere ich mich über die in ortsüblicher Mundart formulierten gute Wünsche …

Genau!

… und gebe mich dann dem Genuss von Ravioli mit Spinat, heruntergespült mit einem Radler, hin. Danach noch den Berg weiter hinauf zum Hotel und Feierabend! Ich bin platt, aber glücklich nach 16 gelaufenen Kilometern. Mental erfasst mich die große Ruhe nach diesem wunderbaren Tag in der Natur ❤️. Zum krönenden Abschluss wird mir beim Chill Out auf dem Balkon noch dieses perfekte Alpenglühen serviert. Bester Nachtisch ever!

Der Berg brennt

11 Gedanken zu “Tag 7: Berchtesgaden – Königssee und Obersee

  1. Liebe Elke, Deine Reise ist für mich eine große Inspiration. Ich war als Kind mal auf dem Boot auf dem Königssee und war bereits 1981 total platt von der Zufahrtsstraße zum See, da hat sich also nichts geändert. Angestiftet von Deinem Blog habe ich gestern 15 Tage Berchtesgadener Land gebucht, wohl wissend, dass es aber aufgrund der Pandemie wohl nichts werden wird. Ich habe im Januar fünf Wochen Urlaub, Chile,Argentinien und Uruquay fallen ja ins Wasser. Die B Planung sind die Dolomiten und nun als C Planung Dein Ziel. Ich bin gespannt wie es weiter geht….Deine Fotos sind auf jeden Fall erstklassig und ich freue mich auf weitere Berichte.
    LG Sandra

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    1. Sandra, das freut mich ja ungemein, dass ich dich „anfixen“ konnte! So traurig es ist, dass du deine Südamerika-Pläne canceln musstest: das Berchtesgadener Land ist wirklich toll! Die Dolomiten natürlich auch. Aber die kennst du ja bereits😎. Danke fürs Foto-Kompliment!

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  2. traumhaft schöne Fotos vom Königsee ! War bisher 1 x in St. Bartholomä aber das ist zig Jahre her. Weiter bin ich leider nie gekommen ! Wenn du bis ans Ende das Tales läufst gibt es den Funtensee, ein kleiner See und der kälteste Ort Deutschland. Hier wurden 2001 – 45 Grad gemessen. Es wurde dort eine Wetterstation eingerichtet und die Kälte dort bricht alle Rekorde.
    Da hast du ja einen schönen Tag gehabt und klar der blaue Himmel fehlt aber es war wenigstens trocken. Der Ausklang am Abend passt doch auch mit dem Italiener und dem leichten Alpenglühn.
    Super !!!

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    1. Danke für das Kompliment! Ich habe mir mit den Fotos alle Mühe gegeben, trotz des grauen Wetters das Beste herauszuholen. Ja, stimmt: der Funtensee ist die Kältekammer Deutschlands. Dort hochzulaufen würde allerdings meine Kondition überfordern 😅. Ja, ich hatte wirklich einen schönen Tag inklusive gutem Essen und „brennenden“ Bergen am Abend.

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  3. Ach schön, das Alpenglühen war ja wirklich der perfekte Abschluss. Eine schöne (und auch lange) Wanderung hast du da gemacht. Lustig, dass man die Bootshäuser wohl nur mit Gummistiefeln trockenen Fußes erreichen kann. Was hatten denn die Entlein gegen deine schnieken Wanderschuhe?😅 Die Bilder vom Wegesrand (Moos) sind auch sehr schön, erinnern mich etwas an deine Fotos aus NZ. Aber sag mal, wo ist denn der Wasserfall? Oder habe ich ihn übersehen?🧐

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    1. Ja, das war wirklich ein toller Tag, bis hin zum abschließenden Glühen der Alpen. Ich glaube, die Entchen waren einfach enttäuscht, dass ich statt etwas Futter nur die ollen Schuhe ins Wasser gelassen habe. Falsche Erwartungshaltung 😅! @Wasserfall: du Fuchs! Den habe ich euch tatsächlich und auch absichtlich vorenthalten. Das dünne, unspektakuläre Rinnsal hat es nicht in die Fotoauswahl geschafft. Zu einer anderen Jahreszeit, z.B. direkt nach dem Winter zur Schneeschmelze, ist das Teil sicherlich sehenswerter.

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