Damit ihr erst gar nicht auf dem Holzweg landet: mit der Muskatnuss hat der Name der Hauptstadt des Omans nicht einmal ansatzweise zu tun. Leger übersetzt bedeutet der Name nichts weiter als „Platz zum Ankern“, eine Anspielung auf die Lage in einer wettergeschützten Bucht. Streng genommen reden wir von zwei Buchten, strategisch hervorragend an den Handelsrouten zwischen der Golfregion, Afrika und Indien gelegen. Bis 1970 bildeten diese beiden Buchten, Mutrah und Alt-Muscat, den Kern der Stadt. Die sie umgebenden Bergrücken halten erfolgreich jedes Lüftchen ab, was die Ecke zu einer der heißesten der Erde macht.

Heute kühlen sich die rund 800.000 Einwohner und ihre zahlreicher werdende Besucherschar mit moderner Technik, sprich Klimaanlagen ab. Und das ist bei weitem nicht die einzige Veränderung, die seit der Machtübernahme von Sultan Qaboos (gesprochen: Kabuhs) …

… 1970 über das Land gezogen ist. Doch dazu an anderer Stelle mehr. Jedenfalls wuchs Muscat seitdem dank der zahlreichen raumgreifenden Bergrücken des Hajargebirges, die die Stadt charmant zerstückeln, vor allem in die Länge. Heute dehnt sie sich mehr als 100 Kilometer von den Buchten ausgehend über die diversen Vororte aus. Man spricht von der Stadt deshalb auch vermehrt eher von der Hauptstadtregion als von Muscat.

Der genannte Umstand macht die Stadt auch alles andere als fußgängerfreundlich, so dass die eine oder andere Taxifahrt unausweichlich ist. Ein U-Bahn-System gibt es nicht. Wenn man allerdings ein Viertel erreicht hat, ist es schon gut möglich, sich eine Weile schlendernd in den Straßen und Gassen zu verlieren. Und genau das habe ich heute vor.

Nach einem opulenten und ausgedehnten Frühstück in meinem Schmuckstück von Hotel schnappe ich mir das nächste Taxi. Natürlich nicht ohne mich vorher an der Hotelrezeption erkundigt zu haben, was das in etwa kostet. Handeln ist wichtig, vor allem mit den Kandidaten von der Taxi-Zunft. Ohne Diskussion einen Preis zu akzeptieren, führt nicht nur in Bezug aufs Taxifahren dazu, dass man hoffnungslos zu viel zahlt. Darüber hinaus wird es dem auswärtigen Besucher auch als Arroganz ausgelegt.

Durch die Wanderwoche in der Wüste ans zeitige Aufstehen gewöhnt, stehe ich dann nach etwa 15 Minuten Taxifahrt schon um 8:30 morgens startklar an der Corniche von Mutrah. Dort geht um diese Uhrzeit, äh, noch nicht allzu viel bis gar nichts. Schleiche ich eben ein wenig durch die Gassen der Umgebung und bewundere herrschaftliche Häuschen, ansehnliche Moscheen und sonstige Kuriositäten am Straßenrand.

Immer noch tote Hose rund um die Corniche und die diversen Märkte? Na dann hinein in die kleinen Gässchen rund um das Museum Bait Al-Baranda, das sich seinerseits mit jeder Menge Themen rund um Muscat beschäftigt.

So langsam kommt Leben in die Buden und an die Uferpromenade! In der Fischmarkthalle mit ihrer schönen Dachkonstruktion …

… kämpfe ich mit den olfaktorischen Herausforderungen und bewundere zugleich die Vehemenz und Hartnäckigkeit, mit der vor allem die Frauen den Händlern zusetzen und verhandeln, was das Zeug hält.

Hinter dem Gelände des Fisch- und Gemüsemarktes kann man schon in etwa erahnen, was aus der riesigen Baustelle in 2020 geworden sein wird: schicke Hotels, Restaurants und Geschäfte. Früher diente das Areal als Container- und Militärhafen. Übrig blieben ein paar edle Jachten und vor allem einige Anleger für Kreuzfahrtschiffe.

Gemächlich lasse ich mich entlang der schön angelegten Corniche (siehe heutiges Titelbild) treiben und bewundere das Flair dieses alten Viertels mit seinen historischen Kaufmannshäusern, von denen einige mit wirklich schönen Holzbalkonen verziert sind.

Mittlerweile haben die Kreuzfahrtschiffe ihre umfangreiche Menschenladung ausgekippt. Doch die Menge, die hauptsächlich aus Amerikanern und Deutschen zu bestehen scheint, verläuft sich rasch.

Weiter am Wasser entlang, wo ich mal schöne Bötchen, mal die imposante Festung betrachte, die einst dazu erbaut wurde, den Hafen zu bewachen.

Nach einer Weile gelange ich zum Viertel Riyam, dessen Wahrzeichen ein riesiger Weihrauchbrenner ist. Erhaben thront er über seiner schmucken und grünen Umgebung. Ich finde ihn klasse!

Aber auch sonst kann das kleine Viertel sich sehen lassen.

Ich lasse mich auf den Mountain Walkway mit viel Gekraxel ein, immer gut aufpassend, dass ich mit meinen offenen Schuhen keine unfreiwillige Bruchlandung hinlege. Doch die Mühen des Aufstiegs in der zunehmenden Hitze werden belohnt mit einem hinreißenden Blick.

Zurück Richtung Corniche und dem Zentrum von Mutrah. Im Vorbeilaufen amüsiere ich mich über ein für unsere Augen fremd anmutendes Klo-Schild, …

… und gehe weiter meiner Wege, die mich mal hier, mal da hin führen.

In Mutrah liegt seit Jahrhunderten der größte Souk des Landes. Dann muss ich dort auch wohl einmal rein! Weit komme ich nicht, denn der Alte Sack ersteht gegen meinen Willen ein großzügiges Mitbringsel für seine geliebte Emirati Woman. Keinen Schimmer, wer das ist? Dann bitte hier entlang!

Im Souk ist am Nachmittag noch nicht so viel los. Aber dennoch bekomme ich einen Eindruck vom Epizentrum des Feilschens. Und wenn ich ehrlich bin, interessiert mich auch mehr die Architektur und das Sozio-Kulturelle.

Am Hintereingang wieder raus aus dem Gewirr. Das Viertel gleich hinter dem Souk entpuppt sich bis hin zum Fuß der Festung ebenfalls als recht ansehnlich.

Was meiner Beobachtung nach wirklich auffällig ist: vergleiche ich Muscat mit Salalah, so sieht man hier wesentlich mehr einheimische Männer ohne Kopfbedeckung und ohne die traditionelle Dishdasha. Auch sind viel mehr Frauen im öffentlichen Raum präsent: immer mit bedecktem Haupt und sehr selbstbewusster Haltung. Großstadt versus Kleinstadt eben.

Am fortgeschrittenen Nachmittag dürstet mir nach Abwechslung. Und so reiße ich mir das nächstbeste Taxi unter den Nagel und lasse mich zum etwas außerhalb gelegenen Royal Opera House kutschieren. Und siehe da: wie vermutet, liegt es in schönsten Lichtverhältnissen zu meinen Füßen.

Sultan Qaboos ist ein glühender Verehrer von Klassischer Musik und der Opernwelt. Und so ordnete er per Dekret den Bau des ersten Opernhauses auf der Arabischen Halbinsel an. 2011 wurde der beeindruckende Bau, über dessen Baukosten bis heute dezent geschwiegen wird, eröffnet. 1.100 Plätze bietet dieser Musiktempel, den man vormittags im Rahmen von Führungen auch innen besichtigen kann. Die Akustik soll sensationell sein, so dass die aus Deutschland stammende Orgel voll zur Geltung kommt. Die Bühnentechnik ist komplett auf Schienen gelagert. So ist ein problemloser Wandel von Konzerthalle zu Theaterbühne möglich.

Ein Besuch im Inneren soll sich unbedingt lohnen, habe ich gehört! Next time. Hier und jetzt erfreue ich mich jedoch erst einmal an der äußeren Erscheinung.

Die Rückfahrt zum Hotel versüßt mir ein lustiger und unterhaltsamer Taxifahrer, der mir mit ohrenbetäubend lauten Songs von Michael Jackson den letzen verbliebenen Wüstensand aus den Ohren föhnt. Ich mag Muscat! Morgen geht’s in die zweite Runde.

PS: Dies ist der 200ste Beitrag auf meinem Blog!

28 Gedanken zu “Tag 13: Muscat – Corniche von Mutrah und Opernhaus

  1. tolle Fotos aber für mich einfach zuviel mit zuviel Text ! Sorry wenn ich das hier so schreibe und es soll ganz bestimmt keine Kritik sein sondern nur ein Anmerkung meinerseits. Ich bin der Meinung das die wenigsten diese Texte in voller Länge lesen und ich würde das unterteilen in Teil 1 und 2 z. b. dann wird man nicht so erschlagen damit. Ich habe am Anfang meines Blogs dies auch so gemacht aber heute unterteile ich das auch auf Grund eines Hinweises.
    Also nochmals du gestaltest es wie du es für richtig hälst keine Frage ! Hoffe du nimmst dies jetzt nicht negativ auf !!!

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    1. Hm, ich habe mit der „Menge“ des Textes und der Bilder überhaupt kein Problem. Ich fühle mich gut informiert und die tollen Bilder unterstützen das geschriebene Wort. Aber es kann ja jeder halten, wie er will und ggf. querlesen, oder nur die Bilder bewundern. Wie seht ihr anderen Leser*innen das?

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      1. danke aber dann gehöre ich zu den wenigen denen der Text zu lang ist !!! Nochmals es sollte auch keine Kritik an dem Beitrag sein. Ich finde ein Blog ist auch dafür da Erfahrungen und Meinungen auszutauschen ohne dass ich gleich jemand angegriffen fühlt. Ich finde es viel blöder Likes zu setzen obwohl man genau weiß dass derjenige der Beitrag eh nicht gelesen hat. Ich habe dass oft an der Schnelligkeit gemerkt dass es in diesem Tempo unmöglich war sich mit dem Beitrag zu beschäftigen !

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        1. @ mannisfotobude: ja, das mit den Likes ist mir auch schon bisweilen aufgefallen. Besonders auf Facebook, wo ich immer links zu den neuesten Berichten reinsetze. Die Leute beziehen das Liken dann wohl nur auf das Titelfoto (viel mehr sehen sie ja zumindest auf Facebook nicht) oder liken gedankenlos alles Mögliche aus Nettigkeit oder so. Aber auch daran störe ich mich nicht. Wen es nicht interessiert, was ich zu berichten habe, der muss es auch nicht lesen oder anschauen. Ich selbst schaue mir ja auch nur das an, was mich interessiert. Was ich nicht angeschaut habe, like ich auch nicht.

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        2. Ich habe es auch nicht als Kritik verstanden und auch nicht als Angriff. Du schreibst deine Sicht der Dinge und ich meine. Und ist es nicht schön, wieviele Sichtweisen es auf der Welt gibt! Naja, schön denn, wenn sie friedlich nebeneinander existieren! Ich finde, es ist gut für Elke zu wissen, dass es Leute gibt, die auch ihren Text schätzen.

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          1. Ja, nichts geht über Meinungsvielfalt! Und in der Tat freue ich mich über positives Feedback zu den Texten. Denn meist wird in den Kommentaren eher auf die Fotos eingegangen – klar, die sind halt schon populärer und mehr der Hingucker. Dabei ist der Text meistens wesentlich (zeit)aufwendiger für mich 😅!

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          2. Ich danke dir! Schön, zu hören, dass du den Texten die Arbeit, die ich da hinein stecke, anmerkst. Dir auch noch einen schönen Sonntag bzw. das, was davon jetzt noch übrig ist 😎.

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    2. @ mannisfotobude: Nein, ich nehme deine Meinung überhaupt nicht negativ auf. Die Geschmäcker sind nun mal unterschiedlich. Und das ist auch gut so. Ich selbst schreibe nicht nur sehr gerne, sondern lese auch recht viel. Von daher unterscheidet sich meine Definition dessen, was zu viel Text ist, vermutlich von deiner. Die meisten Texte, die ich lese, sind jedenfalls deutlich länger als meine Blogbeiträge.

      Ich schreibe mein Reiseblog einerseits, um meinen Lesern nicht nur ein paar Fotos, sondern auch Infos über das jeweilige Reiseziel und darüber hinaus auch persönlich Erlebtes zu bieten. Wer selbst einmal dorthin reisen will, freut sich sicher über solche Infos. Und die Leser, die mich persönlich kennen (das sind zur Zeit die meisten), interessieren sich zumindest zum Teil auch für das, was ich persönlich dort erlebt habe. Nicht zuletzt schreibe ich diese Berichte jedoch auch für mich selbst, und von daher kommt da alles rein, was für mich relevant ist. Alle anderen können sich nach Herzenslust herauspicken, was sie möchten. Wer nur Fotos anschauen möchte, ignoriert eben die Texte. Also alles ganz einfach 😎!

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      1. zunächst mal vielen Dank das du es nicht negativ aufgefasst hast. Das war auch definitiv nicht mein Ziel !
        Danke auch für die ausführliche Gegendarstellung deinerseits und somit ist alles ok ! Somit gestaltest du deinen Blog nach deinem Geschmack und anscheinend auch deiner Leser !
        Wie du schon geschrieben hast „Also alles ganz einfach “ !!!

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  2. Endlich geht’s weiter!😜
    Der Weihrauchbrenner ist ja wirklich zuckrig! Der gefällt mir neben der einen oder anderen Moschee und dem Opernplatz am besten.

    Im Übrigen lese ich IMMER deinen gesamten Text, weil mich neben den Bildern auch das Erlebte im und vom Land interessiert. Sonst würde ich nur bei Instagram stöbern und keinen Reiseblog lesen.😉 Also: weiter so und zwar genau so!

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    1. @ Verena: Ja, endlich geht’s weiter! Der Alltag ist mir irgendwie dazwischen gekommen 😅. Freut mich, dass dir diverse Bauten in Muscat gefallen. Fortsetzung folgt! @ Text-Diskussion: Instagram-tauglich sind meine Beiträge wahrlich nicht! Und wie du schon schreibst: ein Reiseblog unterscheidet sich von Instagram dadurch, dass es mehr Inhalte bietet, und nicht nur ein Foto auf die Schnelle mit einer knappen Bildunterschrift. Klar, ich werde weiter im gewohnten Stil berichten. Und jeder fischt sich heraus, was ihr oder ihm gefällt 😎.

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  3. Congratulations zum 200.sten!!! Mögen noch viele folgen, mit Bildern, Texten, Infos, Anregungen zum selbst bereisen, bzw. manchmal einfach zum anschauen, weil ich sicher nicht überallhin kommen werde wo du schon warst.

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