Der Running Gag: wer bindet den Massar am besten? Da Ali heute morgen sehr beschäftigt scheint, erbarmt Jerome sich meiner und verschönert meinen Kopfschmuck. Jetzt will ich es wissen und frage Ali, ob er zufrieden ist mit dem Ergebnis. Natürlich nicht! Jerome fällt genauso durch wie ich. Wird das Teil vom Fachmann eben wieder neu gebunden. So viel Zeit muss sein. Beduinenehre!

Abmarsch. Das Werkzeug ist allzeit bereit.

Heute steht eine etwas längere Tour auf dem Programm, da eine Sonderaufgabe zu erfüllen ist. Auf seiner letzten Tour hat Jerome einen Gazellenschädel in einem Dünenfeld gefunden und Amur später davon erzählt. Der wollte den Schädel dann unbedingt haben. Also muss heute Detektivarbeit im Sand geleistet werden.

Und so stapfen wir tapfer vor uns hin.

Das besagte Dünenfeld, in dem der Schädel gesichtet wurde, ist nicht ganz leicht zu durchqueren, schon gar nicht für die Autos. Und auch für uns muss Jerome als Vorhut den einen oder anderen Weg ausprobieren, bis es passt – immer die vermutete Richtung hin zum Schädel im Blick.

Wir werden mit einem der schönsten und beeindruckendsten Dünenfelder der ganzen Tour belohnt.

Ein Teil davon ist mit seiner tunnelartigen Form so entrückt schön, dass wir uns geradewegs auf einen anderen Planeten katapultiert fühlen. Die besagte Passage ist schwer so zu fotografieren, dass der Effekt rüberkommt, den man beim Durchwandern erlebt. Es fehlt einfach die dritte Dimension. Hier trotzdem mein bescheidener Versuch:

Da wir hinter dieser Passage eine längere Pause einlegen – Jerome befindet sich im Endspurt bei der Suche nach der Gazelle -, laufen wir zu dritt glatt noch einmal zurück, um ein zweites Mal durch diesen „fernen Planeten“ zu laufen.

Das Unwahrscheinliche geschieht: der Schädel wird tatsächlich gefunden! Amurs Tag ist gerettet. Und noch ein Highlight steht an, das sich durch frischen Dung und eine riesige Pfütze auf der Strecke ankündigt:

Endlich Kamele in der Wüste! Bisher hatten wir nur welche am Straßenrand auf dem Weg zur Wüste gesehen. Der Zoom des Handys ist zwar besch…, aber besser als nichts, gell?

Wir scheinen ihnen nicht ganz geheuer zu sein, denn nach kurzer Zeit machen sie sich grummelnd vom Acker. Vielleicht lag es auch daran, dass sie ein höchstens wenige Tage altes Jungtier dabei hatten. Da ist die Mutter generell vorsichtig. Schlechte Erfahrungen machen sie ja schon mit den männlichen Tieren, die gerne mal den Nachwuchs töten. Deshalb halten sie sich mit dem Nachwuchs eine Weile von den Kerlen fern.

Nachmittags Business as usual. Da wir auch heute wieder einen ansehnlichen Lagerplatz abgegriffen haben, bleibt mir nach der Siesta nichts anderes übrig, als schon wieder in den Dünen herumzulaufen und das eine oder andere Foto zu machen. Kommt euch der Sand langsam aus allen Poren raus? Macht nichts. Mir auch, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

Abends singt zur Abwechslung nicht der Ali, sondern die Düne. Habt ihr sowas schon mal gehört? Echt eine interessante Erfahrung, was der Wind so an Geräuschen zustande bringt, wenn er einem Geigenbogen gleich über die Düneninstrumente streicht. Aber für das Feuerholz muss dann doch Ali ran.

Zum Abendessen wird heute Hummus mit selbstgemachtem Brot, Dhal und Reis mit Gemüse und Tunfisch serviert. In der Dunkelheit sind heute etwas mehr Sterne zu sehen als an den vorherigen Abenden, denn seit dem gestrigen Vollmond geht es mit selbigen nun wieder abwärts. Doch es ist recht diesig, sodass der Sternenhimmel sooo spektakulär dann doch nicht ist.

Später dann eine lustige Begebenheit. An der Stelle, an der heute unser Camp aufgeschlagen wurde, tauchte bei den letzten beiden Touren abends immer ein Wüstenfuchs auf. Und auf den warten jetzt alle gespannt. Und als wir so gemütlich um das Feuer herum sitzen, springt Ali plötzlich auf, zückt die Taschenlampe und läuft in Richtung unserer Zelte. Er meint, in der Dunkelheit die beiden Fuchsaugen leuchten zu sehen. Schnell wird mir klar, dass er auf dem Holzweg ist. Doch ich sage nichts und warte, bis er es selber checkt. Zu lustig ist es, zuzusehen, wie er auf die beiden Leuchtreflektoren an meinen vor dem Zelt aufgestellten Wanderstöcken zuläuft, die, da das Zelt etwas in einer Senke steht, von der Höhe her durchaus zu einen Fuchs hätten gehören können 😂😂😂. Amur kapiert es letztendlich einen Tick schneller und ruft Ali zurück. Tja, nun ist meine eisgekühlte Cola für morgen gestrichen … Und der Fuchs taucht letztendlich auch nicht auf.

Und so taumele ich erheitert einer ruhigen Nacht und dem letzten Wandertag morgen entgegen. Bis dann!

21 Gedanken zu “Tag 9: Rub Al-Khali – aufs Kamel gekommen

  1. Wow, wieder schöne Fotos.
    @kamele: ja da hätte sich doch die Sony mit dem 200 mm gelohnt. Nächstes Mal. .:-)
    @sternenhimmel: och Schade, ich hoffe ja immer noch auf ein Foto.
    Eine Kollegin scheint sich doch mit der Spiegelreflex zu fotografieren?! Hat sie Probleme mit eindringendem Sand?
    Weiterhin viel Spaß und uns schönen Text/Fotos … 🙂

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    1. Danke 😘! Ja, die 200 mm wären hilfreich gewesen. Doch die Situation gab es nicht her. Musste schnell und unauffällig gehen. @ Sternenhimmel: nein, heute kein Fotofür dich. Und morgen auch nicht. Next time 😎! @ Spiegelreflex: Maria hat damit nur nachmittags kurz fotografiert. Auf den Wandertouren hatte sie die Kamera nicht mit. Viel zu schwer! Und keine richtige Muße. Bei den abendlichen Kurzeinsätzen gab es wohl keine Probleme mit dem Sand.

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  2. Liebe Elke,
    endlich wieder zu Hause, kann ich Deine Bilder im Großformat bewundern……super schön! Sehr einladend um ein Sandbad zu nehmen um Körper und Sand „Eine Einheit“ werden zu lassen, oder?? Natürlich nur im richtigen Outfit!
    Liebe Grüße

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  3. Da fällt mir doch noch was ein. Wo holt denn der gute Ali immer das Holz für euer Feuerchen her? So viele Bäume scheint es dort ja nicht zu geben bzw. nicht so viel, dass das Feuer länger brennt. Und wie halten die Jungs die Lebensmittel (Salat) frisch? Kühlbox mit Batterie? Und dann würde mich noch interessieren, ob ihr rückblickend denkt, dass nicht auch zwei Tage Wüstenerfahrung gereicht hätten. Also mal außen vor gelassen, dass ihr jetzt erst am Ende Kamele und den anderen Planeten gesehen habt.😉

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    1. @ Feuerholz: manchmal mussten die Jungs tatsächlich mit einem der Autos los, um genügend einzusammeln, da es in Laufweite manchmal nicht genug gab. Und da das Holz sehr trocken war, musste in der Tat eine gewisse Menge her. @ Kühlbox: ja, die war in großer Ausführung in der Tat vorhanden. @ zwei Tage Wüste: um einen ersten Eindruck zu bekommen, hätte das sicher gereicht. Aber um die Wüste echt zu erleben und in sie einzutauchen, wäre es zu kurz gewesen. Der „ Meditationseffekt“ stellt sich besser ein, wenn man länger eintaucht. Diese tagelange Stille und Schönheit macht ja was mit einem. Und zwar im positiven Sinne.

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  4. Wow, eine wunderschöne Landschaft. Und dann noch die Begegnung mit den Kamelen😍.Klasse!
    Da hat sich „Wüstenfuchs“Ali aber ein bisschen täuschen lassen😉naja, wird als Geschichte bei der nächsten Safari erzählt…..

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  5. Lach, tolle Geschichte mit dem „Wüstenfuchs“… gut nur, dass das erst zum Schluss passiert war. So konntest du den größten Teil der Tour deine Cola genießen…

    Die singenden Dünen, davon habe ich schon mal gehört. Das ist ein seltenes Phänomen, da hattest du richtig Glück. das miterlebt zu haben 🙂

    Liebe Grüße
    Kasia

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  6. du hast es selbst geschrieben ich wollte es fragen ! Kommt da einem nicht mal der Sand zu den Ohren raus ? Sicherlich wunderschön anzuschauen in diese Welt einzutauchen , alles alles top aber ich glaube nach 2-4 Tagen würde mein Interesse nachlassen . Ja ist mein Gedanke, ober der stimmt weiß ich nicht, man müsste es selbst erleben um es beurteilen zu können !
    Ich behaupte mal das ist das gleiche wie bei Bergtouren ! Manche sagen auch nach kurzer Zeit “ alle Gipfel sehen gleich aus “ !! Wir wandern von Stein über Stein oder Fels , der Blick ins Tal ist oft der gleiche ! Ich verstehe diese Sichtweise vollkommen und merke dann, es fehlt die Leidenschaft !!!

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    1. Ja, das hat ganz sicher mit dem Ausmaß an Leidenschaft zu tun. Ich kann gut verstehen, dass dir weniger Tage dort ausgereicht hätten. Bei mir war es so: ja, mit der Zeit ähneln sich die Landschaftsszenen. Aber der Effekt, den diese Schönheit und Ruhe auf mich hatte, hat mich einfach total beeindruckt. Selten war ich so ruhig, konzentriert und ausgeglichen. Das war einfach toll. Von daher hat die ganze Woche dort für mich einfach gepasst!

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