Als Regierungs-, Verwaltungs- und Universitätsstadt ist Wellington schon lange ein Begriff. Doch erst Peter Jackson, der hier lebt und arbeitet, verhalf der Stadt zu internationalem Filmruhm. „Der Herr der Ringe“, „Der Hobbit“, „Die Chroniken von Narnia“, die Neufassung von „King Kong“: alle hier entstanden in den Weta Studios. Fünf Oscars stehen schon in ihren Schränken.

Ich gebe es unumwunden zu. Ohne das Versprechen, das ich Verena gegeben habe, hätte ich mich nie auf den Weg zur Weta Cave, ein Museum und Shop im Bonsai-Format, das die Arbeit der Studios vorstellt, gemacht. Denn Fantasy ist so gar nicht mein Ding.

Die Buslinie 2 bringt mich in 25 Minuten in den idyllischen Vorort Miramar, wo sich die Studios befinden. Die freundliche Busfahrerin verspricht mir, Bescheid zu geben, wo ich raus muss. Denn in Neuseeland haben die Bushaltestellen keine einschlägigen Namen (z.B. den der Straße, an der die Haltestelle liegt), sondern vierstellige Nummern. Das ist ungünstig für Ortsunkundige wie mich. Als ich aussteige, tue ich, was alle Einheimischen im Bus tun. Ich schmettere lauthals „Thank you, driver“ durch den Bus. Eine schöne Geste, wie ich finde. Und sie passt auch zu diesem überaus freundlichen Land.

Und dann stehe ich vor dem Vorgarten der Weta Cave, den artgerechte Figuren bevölkern. Als ich den ersten Troll ablichten will, passiert das, was immer passiert, wenn ich irgendwo auftauche und die Kamera zücke. Die beiden älteren Damen, die auf der Bank davor sitzen, machen sofort Anstalten, zu verschwinden. Ich bitte sie jedoch, dort zu bleiben, wo sie sind. Die eine der beiden durchschaut sofort, dass ich sie als Kulisse „missbrauchen“ will und meint trocken: „Da weiß man gar nicht, was gruseliger ist: der Troll oder die beiden Dinosaurier, nicht wahr?“ Genau die Art Humor, die ich mag! Und sie spielen natürlich mit.

Der nächste Kandidat bekommt anschließend einen Soloauftritt.

Dann rein in die Cave. Ich habe ja schließlich einen Auftrag zu erledigen: ein Mitbringsel für Verena. Binnen Sekunden wird mir klar, dass ich bei der Auswahl hier total überfordert bin. Ich gehe zum nächsten Mitarbeiter, gebe ohne Umschweife zu, dass ich von all dem null Ahnung habe und dringend eine Fachberatung brauche. Und schon bin ich umringt von gleich drei Fachleuten, die mich mit Erläuterungen überschütten. Als hätten die nur darauf gewartet, dass hier endlich mal ein Nixchecker aufkreuzt statt all der versierten Fans. Von all den vielen Gegenständen gibt es unterschiedliche Ausführungen, Farben, Symbole und Muster. Ich wähle die Art des Artikels aus und lasse die Fachjury entscheiden, welche Ausführung die beste oder wichtigste ist. Mit was ich den Laden verlasse, wird hier natürlich nicht verraten!

Auch wenn mir das hier in der Kombination aus Museum und Shop Gezeigte alles nichts sagt, so amüsiere ich mich dennoch köstlich! Über die Figuren, das schräge Publikum, die aufgeregte Stimmung, die Selfie-Mania vor den Figuren usw. Ein herrlicher Vormittag!

Beschwingt trete ich per Bus den Rückweg in die Innenstadt an. Am Courtenay Place steige ich aus und entdecke diese Skulptur, die hervorragend das Thema „Wellywood“ ergänzt.

Weiter geht’s die Majoribanks Street entlang in Richtung Mount Victoria. Wie ihr mittlerweile wisst, bin ich ja gerne von oben herab. In 200 Metern Höhe liegt der Aussichtspunkt, dessen südliche Parkumgebung der ganzen Welt als dicht bewachsener Wald am Rande des Auenlandes aus dem ersten Teil von „Herr der Ringe“ bekannt ist. Nur mir natürlich nicht.

Die Mühen des steilen Aufstiegs lohnen sich voll und ganz, denn der Ausblick auf die Stadt ist grandios. Für die Fußlahmen fährt alternativ der 20er Bus hoch. Dann muss man nur noch ein paar Treppenstufen erklimmen.

Für den Rückweg den Berg hinunter wähle ich die Strecke, die zum Strand der Oriental Parade führt. Puh, ganz schön steil und rutschig, obwohl es trocken ist! Runter ist es wie so oft anstrengender als rauf. Zumindest für mich. Mehr oder weniger parallel zum Weg für die Fußgänger verläuft die halsbrecherische Strecke für wahnsinnig gewordene Mountainbiker. Wie gut, dass wir getrennt voneinander sind …

Die Oriental Parade schon vor Augen, …

… lege ich die letzten Meter zum Wasser zurück und leite den chilligen Teil des Nachmittags ein. Die erste Bank, auf der ich mich niederlassen will, ist besetzt.

Aber die nächste ist frei. Von dort aus betrachte ich die hübsche Szenerie am Strand …

… und hinter mir entlang der Häuserfront.

Die Oriental Parade war übrigens früher der Platz, an dem die im Hafen gefangenen Wale zerlegt wurden. Heute tauchen sie eher in anderer Form auf.

Nach einem kleinen Mittagessen im „Beach Babylon“ – nein, heute habe ich kein Foto für euch – mache ich mich auf zu einem kleinen Spaziergang stadtauswärts entlang der Uferpromenade.

Meine beiden Reisekumpanen wollen auch was sehen. Und so lasse ich sie aus dem Sack. Anfangs geht noch alles gut.

Doch kaum lasse ich sie für zwei Sekunden aus den Augen, bricht Anarchie aus.

Vielleicht muss ich den Kiwi vor meiner Heimreise doch wieder auswildern.

Auf dem Weg zurück in die Stadt drängen sich noch ein paar fotogene Objekte auf, die ich euch nicht vorenthalten will.

Mein Hotel betrete ich am späteren Nachmittag ausnahmsweise durch den Hintereingang. Und was entdecke ich da? Dieses steinerne Sitzmöbel, designed von … Na, schaut mal genau hin!

17 Gedanken zu “Tag 15 – Wellington: Elke goes to Wellywood

  1. Das geht hier ja Schlag auf Schlag. Kaum aufgewacht (okay: war noch walken), ist schon der nächste Eintrag fertig im Blog. @weta: muss man vielleicht auch mal gesehen haben, obwohl Fantasy auch nicht so mein Ding ist.
    @Trolle: mir hat der/die mit dem blonden Zopf am besten gefallen, obwohl die Alten auch nicht so schlecht waren. Hm, schwierige Wahl/Entscheidung!
    @“…übrigens früher der Platz, an dem die im Hafen gefangenen Wale zerlegt wurden“: na die hatten es ja bequem die Walfänger. Kamen die Wale doch extra in den Hafen um sich abschlachten zu lassen. Praktisch das, sparten sich die Fänger ihre sonst teuren, hochseetüchtigen Schiffe – Respekt ihr Wale! 🙂
    Keep up the good work.😍

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  2. Da haben wir (wieder mal) etwas gemeinsam. Kann mit Fantasy auch nix anfangen und kenne diese Filme nur durch die Berichterstattung darüber. Dieses glubschäugige, kahlköpfige Wesen mit dem Fisch gleicht ein wenig dem Alten Sack.

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  3. Oh mein Gott, ich wäre dort im Paradies…wo man hinschaut filmische Szenen aus dem Tolkien-Universum!😍 Voll meine Welt! Da kommt die Franzi in mir durch. Ich bin schon sehr gespannt, was die Fachjury für mich auserwählt hat.😃 Freut mich jedenfalls, dass auch du Fantasy-Monk deinen Spaß bei Weta hattest!

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