San Antonio gibt an meinem letzten Tag hier temperaturtechnisch noch mal Vollgas. Kuschelige 34 Grad sind selbst für hiesige Verhältnisse Mitte Oktober eine Menge. Kühle ich mich am frühen Morgen doch erst mal runter mit einem Iced Latte bei Starbucks. Dort verursache ich ungewollt einen kleinen Aufruhr. Als der Barista beim Bezahlen meine Uhr sieht, gerät er in Verzückung und lobt insbesondere das in seinen Augen schicke transparente Band. Er ist so begeistert, dass er gleich noch seine zwei Kollegen dazu ruft, die dann genauso in Ekstase geraten. Sie bitten mich, die Uhr abzulegen und möchten sie gerne anfassen. Gesagt, getan. Einer der drei fragt nach dem Hersteller. Als ich ihn nenne, ruft er verzückt aus „Swatch is back!“. Ich genieße die Bewunderung der drei jungen Typen und trinke beschwingt meinen Kaffee. Was für ein Start in den Tag :-).



Die dahinter liegende River Mall ist schnell durchpflügt, und schon erstehe ich ein Ticket für die obligatorische Bootsfahrt auf dem San Antonio River bzw. auf dem ringförmigen Kanal, der, künstlich angelegt, vom River Walk umgeben wird. Abgelaufen bin ich die Strecke nun schon mehrfach. Nun will ich mich kutschieren und volllabern lassen. Mein Ticket in der Hand, betrete ich das Boot. Der Guide wirft nur einen kurzen Blick darauf, um sich dann bewundernd meinem T-Shirt zuzuwenden. „So tolle Bären“, schwärmt er. „Super T-Shirt!“, wird noch ergänzt. Vielleicht sollte ich heute meine komplette Kleidung inklusive Accessoires verschleudern. Heute scheint ein guter Tag dafür zu sein.

 
Die etwa einstündige Fahrt auf dem Kanal, in den man übrigens ohne Bedenken reinstürzen kann, zumindest wenn man über 1,70 m groß ist, ist dank des humorigen Guides sehr informativ und kurzweilig. Der Kanal, um den herum der River Walk führt, wurde 1921 angelegt. Der Grund dafür: nach heftigen Regenfällen wurde der San Antonio River samt Umgebung regelmäßig heftig überflutet. Der Kanal sollte das auffangen. Und mit dem River Walk drumherum wurde das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden.
 

Wieder an Land, zieht die Architektur des Convention Center für eine Weile meine Aufmerksamkeit auf sich. San Antonio kann also auch modern.

 
Zwischendurch weht immer mal wieder ein laues, sehr warmes Lüftchen. Do legst di nieder!

 
 
Nochmal zurück zum River Walk, der mit seinen schattigen Wegen lockt. Ziellos lasse ich mich treiben.

 

Nach einem kurzen Mittagspäuschen im Hotel – es ist einfach zu heiß, um ununterbrochen rumzulaufen – widme ich mich endlich der Touristenattraktion Nummer Eins in dieser Stadt: The Alamo. Der gleichnamige Film wurde übrigens nicht hier am Originalschauplatz gedreht, sondern etwa drei Stunden von hier entfernt als Kulisse aufgebaut. 

Anfang des 18. Jahrhunderts wurde The Alamo als Missionsstation errichtet, wo 70 Jahre lang Indios der katholische Glaube übergeholfen wurde. Danach verweltlichte Spanien seine Missionsstationen und verteilte das Land an die verbliebenen Indios, die dann Eigentümer wurden. 

Danach war es Militärstandort. Berühmt wurde The Alamo dann letztendlich wegen seiner Rolle im texanischen Unabhängigkeitskampf gegen Mexiko. Spanische und mexikanische Militäreinheiten besetzten die Festung bis zur texanischen Revolution. Als Texas schließlich den USA beitrat, wurde aus The Alamo ein Versorgungslager, später ein Warenlager. Ende des 19. Jahrhunderts erwarb dann der Staat Texas die Kirche als Denkmal für die Verteidiger des Alamo, später die „Lange Baracke“. Hier ein paar optische Eindrücke der gut erhaltenen Anlage:

 

Puh, ein Eis muss her zur Abkühlung. Dann habe ich wieder die Kraft, noch ein wenig Richtung südliche Downtown zu traben, wo La Villita, eine Art Marktplatz mit kleinen Geschäften, Cafés und Galerien und der fast direkt gegenüberliegende Hemisfair Park (leider großteils gesperrt wegen einer riesigen Baustelle) warten.

 

Der Nachmittag neigt sich dem Ende zu, es dämmert. Mit einem leckeren Bierchen draußen bei lauschigen Temperaturen verabschiede ich mich von diesem reizenden Städtchen. Aber noch nicht von euch! Da kommt noch was in diesem Blog. Noch seid ihr nicht erlöst, liebe Leserschaft :-).

12 Gedanken zu “Tag 30 – San Antonio: Heiße Sache

  1. Echt cool, das alles nochmal zu sehen. In 20 Jahren hat sich scheinbar nicht viel verändert. Schön!
    Du und deine Baustellen. Tztztz. Und was war das mit der Uhr? Da denkst du, du rennst nicht mit wertvollen Sachen rum und dann? Krass! Ne Uhr mit transparentem Armband und Bären uff’m Shirt…

    Like

      1. Vielleicht hätte der Elk die und noch mehr Sachen einfach verkaufen sollen. Das hätte die strapazierte Reisekasse wieder gefüllt und den schweren Koffer zum Handgepäck gemacht 🙂

        Like

  2. Sehr schön, und die werte Leserschaft hat im Bestaunen Deiner Bilder und Texte mindestens so eine gute Kondition, wie Du im Erleben und Festhalten des Ganzen. Klasse, dass wir noch Weiteres erwarten dürfen. 😉

    Like

  3. Wirklich schön dort in dem Städtchen 👍🏻Ist das nicht ne Millionenmetropole??Wär doch mal eine Reise wert,gell,Carola😘,Ob der Bootsjunge was mit Berlinale verbinden konnte, obwohl Berlin kennen sogar die Texaner,glaub ich.Schön, dass du dich noch „aufwärmen “ konntest, das verkürzt den Herbst und den Winter daheim.LG

    Like

    1. Ja, San Antonio ist wirklich sehr schön und auf jeden Fall eine Reise wert. Und ja, es ist auch eine Millionenmetropole. Aber das ist in der Innenstadt nicht sicht- und spürbar. Die Stadt franst halt ewig weit in alle Himmelsrichtungen aus. Wenn man über die nicht enden wollenden Autobahnen heizt, wird einem das wahre Ausmaß erst klar. Dass der Guide auf dem Boot was mit der Berlinale anfangen konnte, bezweifle ich. Er war nur auf die Bären fixiert.. Vielleicht hat er die Berlinale aber auch als Berlin Ale gelesen :-).

      Like

Hinterlasse einen Kommentar