Früh raus aus den Federn. Doch damit bin ich nicht alleine. Um 6:15 Uhr ist schon eine Menge los im Frühstücksraum. Einige Leute, die aus Businessgründen hier sind, halten abwechselnd Gabel und Kaffeetasse in der Linken, während mit der rechten Hand hektisch ins Laptop gehackt wird. Oder umgekehrt.

Wenig später räume ich mein Zimmer und mach mich ohne mein Köfferchen auf den Weg Richtung Bahnhof. Denn bevor ich heute Abend die Stadt verlasse, unternehme ich noch einen Tagesausflug ins rund 45 km entfernte Sedona.

Am Bahnhof fährt der Shuttlebus ab, für den ich vorgestern einen Platz für die Hin- und Rückfahrt gebucht habe. Ich wundere mich etwas über die vielen Leute und frage mich, wie die alle in einen dieser kleinen Busse passen sollen. Doch das Geheimnis ist schnell gelüftet: die Masse will nach Phoenix, und für die ist der Bus gedacht, der gerade vorgefahren ist. Es stellt sich heraus, dass für heute nur zwei Leute den Shuttle nach Sedona gebucht haben: ein Typ aus Miami und ich. Und dafür schicken die keinen Bus in die Spur, sondern vergeben den Auftrag weiter. Und so komme ich ohne Aufpreis in den Genuss, in einer schwarzen Audi-Limousine mit Chauffeur im Anzug stilecht kutschiert zu werden :-). Bin wahrlich schon weniger komfortabel durch die Gegend gefahren (worden). 

Die Fahrt dauert 40 Minuten und ist spektakulär, denn sie führt einen Großteil der Strecke über den Scenic Highway 89, der  mitten durch den fantastischen Oak Creek Canyon führt, den wir auf etlichen Kilometern durchqueren. Dank des teilverglasten Verdecks habe ich eine tolle Sicht auf den Canyon. Schnell wird mir klar, dass ich diese Gegend nicht an einem Tag erkunden kann. Das Ziel für einen der nächsten Wanderurlaube steht :-).

Um kurz nach halb neun landen wir in Sedona. Um diese Uhrzeit ist es noch himmlisch ruhig, danach bricht die Tourihölle aus, wie von unserem Chauffeur (hört sich das nicht viel besser an als Fahrer?!?) prophezeit. Sedona besteht im wesentlichen aus einer langen Durchgangsstraße, was euch so langsam nicht mehr wundern sollte. Aber die Lage ist wahrlich spektakulär:
 

Sedona ist ganz auf den Tourismus ausgerichtet, aber sehr charmant und gemütlich. Die Aussicht auf die Botanik drumherum ist auch kaum zu toppen. Was im Städtchen selbst zu sehen und zu tun ist, ist hier kurz und knackig auf den Punkt gebracht:
 

 Seit vielen Jahren hat sich hier neben der Künstler- auch eine veritable Esoterikszene etabliert. Angeblich finden sich hier in der Gegend ganz besondere Kraftfelder. Nun denn, her mit den good vibes!
 

Hier meine ersten, frühmorgendlichen Impressionen aus dem Städtchen:
 

 
 Nachdem ich mich mit einem Iced Cappuccino gestärkt habe, checke ich im Visitor Center, was ich hier den ganzen Tag so treiben kann. Denn das Städtchen ist zwar sehr adrett, aber ich bin bekanntlich dem Shopping nicht besonders zugeneigt. Und es ist wirklich zu klein, um mich bis heute Nachmittag hier aufhalten zu wollen. Da reizt mich die Umgebung doch gleich mehr. 

Es kommt, was kommen muss. Die Dame am Infoschalter preist mir die Ziele der Umgebung an. Als sie hört, dass ich ohne Auto bin, meint sie, dass mir dann nur eine Jeep- oder Trollybustour bleibe.

 

Bei beiden steigt man nur zu Fotostopps aus und wird ansonsten halt rumkutschiert ohne Möglichkeit, für eine Weile an den jeweiligen Stopps was anderes zu unternehmen. Da mir so gar nicht nach Dauerbeschallung durch Tourguides und Gruppenzwang ist, unterbreche ich die Dame höflich und frage nach Wandermöglichkeiten in Ortsnähe. Gibt es angeblich nicht. Alles viel zu weit, um überhaupt an den Einstieg der Wege zu kommen. Und dann die Steigungen, die man zu überwinden habe, bevor es überhaupt los geht. Also nein, nicht empfehlenswert. Ob ich denn nicht doch lieber den Jeep oder den Trolley … Langer Rede kurzer Sinn: nachdem ich beharrlich dabei bleibe, auf eigene Faust und zu Fuß losziehen zu wollen, packt sie die Wanderkarte aus.

Nach nicht mal eineinhalb Kilometern, schönen Aussichten …

… und einer moderaten Steigung erreiche ich bequem den Einstieg des ersten Weges.

 

Auf dem Weg dorthin treffe ich auf eine sportlich aussehende Frau, die ich gleich interviewe. Und siehe da, ich bin an die Richtige geraten. Die nette Dame aus San Francisco mit Eigenheim hier in Sedona kennt sich bestens mit den Wanderwegen aus und empfiehlt mir eine schöne Route. 

Es stellt sich heraus, dass es ein gut beschildertes Wegesystem gibt, das beliebig kombinierbar ist. Die einzelnen Trails gehen ineinander über bzw treffen an „Kreuzungen“ aufeinander, so dass man sich jedes Mal wieder neu entscheiden kann, wie man weiter läuft Die Entfernungen bis zum nächsten „Knotenpunkt“ sind auch immer angegeben. Und los geht’s auf Wegen, deren Beschaffenheit etwas herausfordernder ist als gestern, die aber trotzdem gut erwanderbar sind. 

 

 

 Unterwegs treffe ich auf fünf Wanderer und ein paar Mountainbiker. Wie gestern. Himmlische Ruhe. Das Wildlife lässt sich auch nicht blicken. Umso spektakulärer sind die Aussichten, die sich mir auf dem Weg bieten.
 


 Puh, es ist ganz schön heiß geworden heute! 29 Grad erreicht das Thermometer. Da reichen drei Stunden Wandern in praller Sonne dicke aus … So schön der Weg ist: es reicht für heute! Zurück ins Städtchen. Auch auf dem Rückweg drängen sich noch ein paar Fotomotive auf.
 

In der Stadt sichte ich dann endlich doch noch ein paar wilde Tiere. Zum Fürchten!
 

 
 Auf den Schreck genehmigen der Alte Sack und ich uns erst mal einen leckeren Fruchtsmoothie.

 
 

Dann drehe ich noch eine nachmittägliche Runde durch Sedona, mittlerweile bei etwas moderateren Temperaturen.

 

 Ein schöner Tag ist viel zu schnell vergangen! Und schon stehe ich wieder bereit, zurück nach Flagstaff kutschiert zu werden. Der Typ aus Miami taucht auch auf, und wieder bleiben wir zu zweit. Ich bin fast schon enttäuscht, als dieses Mal der normale Kleinbus auftaucht ;-). 

Zurück in Flagstaff, lungere ich noch eine Weile gemütlich in der Hotellobby rum, bevor ich meinen Koffer aus der Gefangenschaft befreie und zum Bahnhof latsche. Flugs Gepäck eingecheckt und in der Wartehalle gemütlich gemacht! Dass ihr nun doch in den Genuss eines zeitnahen Berichts von mir kommt, habt ihr übrigens Amtrak zu verdanken. Der Zug wird eine Stunde später erwartet. Mindestens. Und dank freiem WLAN im Bahnhof kann ich die Zeit zum Schreiben und Fotosortieren nutzen. 

Wann und unter welchen Umständen ich hier heute noch wegkomme, erfahrt ihr dann morgen. Ein klassischer Teaser :-)!

26 Gedanken zu “Tag 25 – Ausflug nach Sedona und Nachtprogramm: Von Flagstaff nach Los Angeles

  1. Oh, erster! Vor dem GattenT Ist der beim Tagesspiegel hängen geblieben?

    Schade, kein Foto vom Audi. Ist halt doch was anderes als ein Yaris Hybrid, gelle? Das der Elk so ein Wandersmann ist, wär hätte es gedacht. Und den Amis mal gezeigt, was so geht. RIGHT! Mehr tolle Landschaft bitte. L.A. ist ja aus Funk und Fernsehen bekannt….

    Spuck mal in den anderen großen Teich!

    Like

    1. Da siehste mal, wie wenig du von mir weißt! Ich war schon immer dem Wandern zugeneigt. wieder was gelernt 😜. Werde nachher in den Pazifik spucken. Muss dazu aber erst mal ankommen. Bin noch im Zug, da 2 Stunden zu spät …

      Like

    2. Eyh, nix Yaris -> Auris Hybrid. In den Yaris passe ich doch gar nicht rein. 🙂 Hat zwar kein Sonnendach, aber deutlich geringeren Spritverbrauch. Und der Fahrer ist auch schöner!!!

      Like

    1. Witzig genau das kam mir auch in den Kopf! Dazu die teilweise Rosabrillen-Sicht der Amerikaner … Aber vielleicht sind wir D nur zu griesgrämig (pessimistisch)? Are u having fun?

      Like

  2. Hammer Fotos aus selbiger Gegend. Danke, das Du uns so schön teilhaben lässt an deinem Reiseleben. Hat der Einspruch heute keinen Beitrag ins Blog einzustellen, doch geholfen. Danke. ❤️

    Like

  3. Corporate Identity…Dein T-Shirt? Nicht schlecht, steht Dir gut. Die lieben Amis, die wissen gar nicht in welcher schönen Natur sie leben, wenn sie alles mit dem Vehikel machen. Zu Fuß entdeckt man links oder rechts immer etwas fürs Auge und trefft man meistens auch auf
    Überraschungen. See you in Hollywood!

    Like

  4. Das mit dem Pink ist mir auch aufgefallen!Niedliches Städtchen und schöne Berge und esoterisches Flair. Ich hoffe du hast viel positive Energie aufgetankt für den Moloch L.A.

    Like

  5. Find’s klasse, wie Du Dich standhaftbei der Lady von der Touristeninfo gegen die Trolly-Tour gewehrt hast und auf der Wanderung bestanden hast. Wie die Fotos zeigen: eine gute Entscheidung. 😉

    Like

  6. Wunderschöne Bilder und klasse Texte, Elke! Gibt das ein neues Buch? Die beiden Schweinchen erinnern mich ein bisschen an Piggeldy und Frederick (falls du die noch kennst), sind nur ein bisschen borstiger. Deine Getränkeauswahl ‚iced Cappuccino, Fruchtsmoothie‘ trifft auch meinen Geschmack – bis auf das Kölsch vom Vortag …

    Like

    1. Danke! Freut mich! Ein neues Buch wird es eher nicht. Als Blog ist es ja auch eine schöne Erinnerung. Das „Kölsch“ schmeckte übrigens so gar nicht nach Kölsch, eher nach süßem Malzbier 😀.

      Like

Hinterlasse einen Kommentar