Achtung! Heute wird es aller Voraussicht nach langweilig für euch werden. Die Weiterreise steht an. Da mein Zug erst am späteren Nachmittag fährt, verbringe ich den größeren Teil des Tages im Hotel mit Packen, Blogbeitrag zu Santa Fé schreiben, Futtern und am Pool liegen. Auch mal ganz schön, „zuhause“ zu bleiben! Findet mein Begleiter auch.


Kurz nach 15:30 Uhr mache ich mich auf den Fußweg zum Bahnhof. Der nette Herr an der Rezeption will mir ernsthaft ein Taxi rufen, aber mit dem Minitrolley und dem kleinen Rucksack packe ich den popeligen Kilometer doch locker zu Fuß. Für Amerikaner eher unverständlich … Als ich die Central Ave runter laufe, springt ein vor mir gehender älterer Herr samt Enkel plötzlich hektisch zur Seite. Als ich ihn dankend passiere (eigentlich wäre auch so genug Platz gewesen), schaut er erst mal genauer hin und meint dann erleichtert: „Oh, ich dachte, da käme ein Skateboarder!“ So ganz unrecht hat er nicht, denn mein Trolley hat tatsächlich Skateboard-Rollen :-). 

Am Anreisetag habe ich euch den Bahnhof vorenthalten. Deshalb zeige ich ihn euch jetzt. Habt ihr wenigstens was zu gucken, wenn es schon nicht viel zu erzählen gibt.


 
Heute kann ich mein Gepäck nicht einchecken, da mein Zielbahnhof in Williams keinen Gepäckservice anbietet. Nun, mache ich es mir eben mit Köfferchen in der Wartehalle gemütlich. Und wie ich noch so darüber sinniere, dass die Fahrt heute günstige Abfahrts- und Ankunftszeiten hat, höre ich die Durchsage. Der Zug kommt heute eine Stunde später an. Na ja, ein Stündchen. Hat ja schon eine gewaltige Strecke hinter sich seit Chicago. Nicht so wild. Lande ich eben um 22:40 statt um 21:40 Uhr. Das Kaff, in dem ich übernachte, ist ja winzig. Bin dann bestimmt gleich im Hotel. Dank WLAN und Stromanschluss kommt während des Wartens auch keine Langeweile auf. 

Eineinviertelstündchen später trudelt der Southwest Chief ein. Brechend voll. Der Zug und der Bahnsteig. Und bis die 62-köpfige nicht mehr ganz so rüstige Seniorengruppe, die in dem Wagen ist, in den ich rein soll, ausgestiegen ist, vergeht ein ganze Weile. So ist das, wenn rund die Hälfte davon kaum in der Lage ist, alleine die zwei Stufen zum Bahnsteig runter zu kraxeln. Auch ansonsten steigt eine Menge Volk aus. Und ein. Es ist ja immer noch Balloon Fiesta. Der Zug ist ausgebucht und die diversen Schaffner beginnen hektisch, Plätze zuzuweisen. Mit der gleichen Verspätung, mit der der Zug ankam, fährt er auch weiter. Wir sind kaum aus der Stadt raus, wird wieder gestoppt, angeblich, um einen entgegenkommenden Zug vorbei zu lassen. Wieso das eine Dreiviertelstunde dauert, bleibt unklar. Da es mittlerweile schon dämmert, fällt die erhoffte Landschaftsschau aus. Sorry, kein Foto für euch heute.

Drei Stunden später als geplant – es ist mittlerweile schon kurz vor 1:00 – lande ich endlich in Williams. Für meinen Körper ist es indes schon fast 2:00 Uhr, denn der tickt noch nach Mountain Time. Wir sind jedoch seit der Grenzüberschreitung nach Arizona in der Mountain Standard Time, haben also die Uhren um eine Stunde zurück gedreht. Blickt ihr noch durch? Nein? Macht nichts. Hauptsache, ich verliere nicht den Überblick. Jedenfalls hinke ich euch nun neun Stunden hinterher. 

Raus aus dem Zug in die stockfinstere Nacht inmitten von nichts. 14 übermüdete Gestalten wanken in den Zubringerbus, der uns über Schotterpisten quer durch den Wald in den Ort bringt. Alle übernachten in dem Hotel, das direkt beim Bahnhof der Gran Canyon Rail liegt. Nur eine muss woanders hin. Ich. Der Fahrer, ein Herr um die 80, erbarmt sich meiner und fährt mich extra zu meinem Hotel. Guter Mann, gutes Karma! Mein Zimmerschlüssel liegt abholbereit in der Mailbox, wie vereinbart. Jetzt aber nix wie ab ins Bettchen …

13 Gedanken zu “Tag 18 – Von Albuquerque nach Williams

  1. Ich bin schon gespannt, wie du Williams findest. Schau mal im Twisters vorbei, falls du da in der Nähe bist. In Williams kam bei mir so richtig das alte Route 66 Feeling auf.

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    1. Bin gestern mitten in der Nacht dort angekommen und heute früh gleich weitergefahren. Bin nur zwei Blocks die Route 66 runtergelaufen. Das wenige, was ich gesehen habe, fand ich aber recht schnuckelig. Sonntag habe ich ein paar Stunden Aufenthalt dort. Dann kann ich mehr dazu sagen.

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        1. Ich habe das Twisters gestern Abend gefunden. Hat aber leider sonntags zu! Habe immerhin mal einen Blick durchs Fenster werfen können. Ja, ein klassisches amerikanisches Diner wie es im Buche steht :-).

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